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518 Psychische Stadien. XLIL Jahrg. 11. Heft. (November 1915.)
astrologische Fragen zu behandeln eine Notwendigkeit wird. Dann
wird die medizinische Astrologie ein bevorzugtes Gebiet sein.
A. Grobe-Wutischky.
Volkspsychologie. Das Seelenleben im Spiegel der Sprache. Von Dr.
Kudolf Kleinpaul. Berlin u. Leipzig, G J. Göschensche Verlagsbuchhandlung
G. m. b. H. Preis 4,80 M. Geb. 5,50 M.
Dr. R. Kleinpaul ist als volkstümlicher Führer in den tieferen
Sinn unsrer Muttersprache weithin bekannt, und so wird diese umfangreichere
Studie viele Freunde finden, umsomehr, da jetzt ganz
besonders das Gewissen weiter Kreise geweckt und geschärft worden
ist und die Pflicht erkannt wurde, mit dem Sprachgute sorgsam
umzugehen, es liebevoll kennen und verstehen zu lernen und es in
seiner naturgemäßen, von spielerisch gedankenlose", aber auch von
pedantisch schulmeisterlicher Vergewaltigung freien Entwicklung
zu pflegen.
Im vorliegenden Buche bemüht sich der Verfasser mit gutem
Glücke, im leichtflüssigen, humorgewürzten Unterhaltungstone dem
Sprachgeiste des Volkes seine psychologischen Feinheiten, aber
auch seine teils ergötzlichen, teils sonderbar befremdenden Ungereimtheiten
abzulauschen. — Die ganze Anlage des Buches erschwert
eine eingehende Besprechung oder auch nur eine andeutende
Aufzähiung des reichen Inhalts, und so muß es hier genügen, wenn
die leitenden Gedanken angedeutet werden. Der Verf. versucht
mit der Leuchte der Sprachwissenschaft Wesen und Herkunft der
Seele zu erforschen, indem er das Sprachleben daraufhin untersucht,
ob und inwieweit sich etwa darin eine Seele, ein selbständiges,
höheres Wesen offenbare. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, daß
von solcher Offenbarung nichts zu finden ist, vielmehr sich die
Sprache als eine Schöpfung des Menschen erweist und darin alles,
was auf Seelisches deutet, ebenfalls nichts ist als ein Zeugnis für
das manchmal glücklich erfreuende Tasten, manchmal aber auch
für das täppische Bemühen, in der Nachahmung, in der Spiegelung
des Naturlebens eine Seele zu schaffen. —
Dieser Versuch, die Seele aus der Sprache nachzuweisen und zu
erkennen, muß unsrer Ansicht nach scheitern, wie es bei der herkömmlichen
Psychologie der Fall ist — wie der Verf. gesteht: „Von
der Seele merkt man in der Psychologie nichts* —, wenn nicht
durch die Transzendentalpsychologie die nur messende und wägende
Gehirnbewußtseinspsychologie erweitert wird. Dennoch verdient
das Buch als Beitrag zur volkstümlichen Sprachwissenschaft aufmerksames
Studium. A. Grobe-Wutischky.
Durch welche Kräfte wird Deutschland siegen? Religiöse Vorträge
von Gertrud Prellwitz. Verl. v. Eugen Diederichs in Jena
1915. (72 Seiten. Preis brosch. M. 2, geb. M. 3.—.)
„Deutschland muß durch die Läuterungsglut dieser Kriegsflamme
sich jung glühen lassen, muß Kräfte in sich erzeugen, um die äußeren
Feinde zu besiegen und zugleich den einen furchtbarsten inneren
Feind, der allen Völkern mit erstarrender Gewalt ans Leben ging:
den Geldgeist, den Materialismus. Die große Wendung von dem
inneren Tode, dem alles Menschliche zuglitt, zu einer neuen
inneren Lebendigkeit, sie muß jetzt von Deutschland vollbracht
werden" — so lesen wir im zweiten dieser fünf Vorträge von Gertrud
Prellwitz, in dem, der „von der Kraft der Weltdurchdringung*
handelt. Eine ganz besonders bedeutsame Stelle findet sicn ferner
im dritten Vortrag über die „Kraft des Todeserlebens". Sie lautet:
„Wie im leuchtenden Flammengefährt fahren sie hinüber in die
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