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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
Vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet.
42. Jahrg. Dezember. 1915
I. Abteilung.
Historisches und Experimentelles.
Eine Experimentalforschung.
Von Jc&ef Peter, Oberst a. D.
(Schluß von Seite 477.)
Interessant ist die Feststellung, daß irgend eine Übung
(training) zu solchen Phänomenen nicht stattfindet, sei es nun
durch Sitzungen oder durch Erziehung. Dies macht es schwierig,
die Tatsachen zu erklären, selbst wenn man irgend welche supranormale
Geschehnisse und Vorkommnisse nicht annimmt. Es ist
eine Kluft zwischen dem normalen Experiment und dem Trance-
Phänomen und diese Lücke Verlangt eine ungewöhnliche Erklärung
.
Es kommen drei Hypothesen in Betracht: Betrug
— Trance-Täuschung — Spirits. Die Meisten
werden nur zwei zugeben: Betrug und Geister. Telepathie und
Telästhesie kommen hier sicher nicht in Frage.
Prof. Hyslop hat den Fall deshalb so eingehend studiert, weil
er zeigen wollte, wie notwendig es sei, zwischen Betrug im ge-
wohnlichen Sinne und den Phänomenen der Hysterie zu unter-
scheiden. Im letzteren Falle ist es falsch, von Betrug zu reden.
Betrug ist ein Wort, das einen Fall derart stempelt, daß er für
eine wissenschaftliche Forschung nicht geeignet ist.
Es ist natürlich nicht leicht, die Gruppe, die hier unter
Trance-Täuschung verstanden wird, genau zu umschreiben. Sie
hat mit bewußtem Betrug nichts zu tun, denn letzterer setzt
moralische Zurechnungsfähigkeit voraus und zeigt, daß das betreffende
Subjekt sich der Natur der Handlungen völlig bewußt
ist und die Absicht hat, andere zu täuschen. Aber es gibt auch
eine große Menge von Phänomenen, welche gänzlich unbewußt
erzeugt werden und die nicht Motiven entspringen, wie die des
bewußten Betruges: Trance-Täuschung — eigentlich
zwei Wörter, die sich widersprechen — nennt sie Hyslop. Es ist
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