http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1915/0537
Peter: Eine Experimentalforschung
den Toten dienen, Vorgänge, welche andererseits letztere stören
und begrenzen. Sie färben eben die Kommunikationen. Dieser
beschränkende, modifizierende Einfluß des Subliminalen ist so
klar, daß es keinen Unterschied macht, welche Theorie wir für
das Supranormale annehmen. Er ist bei der Telepathie so klar
hervortretend, wie bei der spiritistischen Hypothese und ist ein
notwendiger Teil der allgemeinen Erklärung der Phänomene.
Die unterbewußte Färbung ist die Fundamental-Frage. Man
muß die Einschränkung verstehen, welche die Phänomene erleiden
. Da die Übermittlung des Supranormalen von den verschiedenen
Umständen abhängt, welche den Charakter des
Mediums bestimmen, so müssen wir Fälle erwarten, in welchen
nichts geboten wird, und solche, in welchen nur wenig gewonnen
wird. Zwischen den besten und schlechtesten Fällen werden wir
einige haben, welche durch die Aktion der Geister erklärt werden
wird, während in dem ersten Stadium kein Beweis hierfür erlangt
wurde. Dies ist übrigens in allen wissenschaftlichen Forschungen
desgleichen der Fall. Eine Gruppe von Tatsachen beweist eine
Hypothese und eine andere, welche sie nicht beweist, ist doch geeignet
zu einer Erklärung, von der wir glauben, daß sie die
beste ist.
In allen Phänomenen, in der automatischen Schrift, in dem
automatischen Sprechen ist der mediumistische Einfluß ganz entschieden
vorhanden. Wie weit aber dieser Einfluß geht, hängt
von Umständen ab, über welche wir wenig oder nichts wissen
bis jetzt.
Der einfache Laie bildet sich ein, daß jedes Phänomen, das
nicht mit bewußtem Betrug zusammenhängt und das un-
gewöhnlich erscheint, die Annahme von Geistern rechtfertigt. Der
Skeptiker fällt in das andere Extrem; er nimmt dieselbe Idee über
die Geister an und über die Möglichkeit ihrer Tätigkeit, „wenn es
solche gäbe, und löst dann die Tatsachen mühelos entweder als
bewußten Betrug oder als gauklerische Tätigkeit des Unterbewußten
.
Keiner von Beiden denkt, daß es möglich ist, daß das Ganze
ein Gemisch von spiritistischer und von unterbewußter Tätigkeit
ist. Und doch zeigen die Piper-Phänomene und andere klar, daß
dieses der einzige Standpunkt ist, der in jedem Fall stattfinden
kann, und daß wir die Phänomene immer von diesem Gesichtspunkte
aus studieren müssen. Im Übrigen darf man nicht vergessen
, daß solange wir nicht bewiesen haben, daß Geister
existieren und sich nach den gewöhnlichen Gesetzen der physikalischen
Wirkung betätigen, in den physikalischen Phänomenen
auch der Beweis nicht liegen kann, daß sie existieren und
sich so betätigen.
Anders verhält es sich mit den Mentalphänomenen.
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