Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
42. Jahrgang.1915
Seite: 532
(PDF, 159 MB)
Bibliographische Information
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532 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1915.)

gegnet man solchen stabbewehrten Wallern, denn wo läge in Japan
nicht irgend ein verstecktes Heiligtum?

Eine besondere Andachtübung sah ich häufiger in den
kleineren zu diesem Tempel gehörenden Schreinen und auch anderswo
. Erst zündet man vor dem Schrein Räucherkerzchen und Lichtchen
an, läuft dann unzählige Male um das Tempelchen herum,
bleibt an einer bestimmten Stelle stehen, klatscht in die Hände,
murmelt eine Gebetsformel und wirft, ehe man scheidet, ein Opfer
in die offenstehende Truhe.

Am großen Kwannontempel sah ich eine Inschrift, die mir
mein Freund übersetzte, in der ein tausendmaliges Umlaufen des
Tempels als besonders verdienstlich und gnadenspendend empfohlen
war.

Auch Shintotempel liegen hier im Grünen; in einem derselben
wird der Geist Hideyoshis verehrt. Desgleichen steht hier
eine hübsche, aber beschwerlich zu besteigende Pagode mit schöner
Aussicht.

Durch den schönsten Park Kyotos mit dem berühmten
tausendjährigen Kirschbaum voneinander getrennt liegen die vielbesuchten
Gion- und Chion-in-tempel. In ersterem wird der Bruder
der Sonnengöttin verehrt; er ist halb shintoistisch, halb buddhistisch
. Obwohl schon im 9. Jahrhundert erbaut, wirkt sein
feines Holzwerk doch ganz wie neu. Goldene Glyzinien, von oben
herabhängend, umgeben den gleichfalls vergoldeten Altar wie eine
Laube. Man kann sich nichts Anmutigeres denken! Hier liegen
geräumige Tanzhallen für die Tempelspiele und zahlreiche Teehäuser
und Verkaufsbuden mit religiösen und profanen Ton- und
Porzellanwaren. Manche derselben erinnern an den ältesten
christlichen Kult, z. B. das auf einem Fisch reitende Knäblein.
Noch großartiger und ausgedehnter ist die Tempelanlage Chion-in,
der buddhistischen Jodosekte gehörig, mit einem geschnit7ten Buddhabild
. In ihren Klosterräumen birgt sie reiche Kunstschätze.
Jeder Raum trägt seinen Namen nach einem berühmten darin befindlichen
Gemälde. Die Gänge geben beim Durchschreiten melodische
Töne von sich und werden daher Nachtigallenfluren genannt
. Auch die Tendaisekte hat hier ein Sanktuarium. Die vor
dem reichgeschmückten Altar des Chion-in-Tempels sitzenden
Bonzen murmeln fortwährend ein eintöniges La-La oder
Ma-u Ma-u und schlagen dabei auf rotlackierte Trommeln in Gestalt
eines Fisches. Bei einem Tempelfest sah ich zahlreiche Andächtige
im Außenraum kauern, die den gleichen Ton mit den
Priestern abwechselnd murmelten. Nie aber beobachtete ich
weder hier noch in andern Tempeln selbst in Folge solcher monotonen
Andachtübungen den Eintritt von Extasen, wie ich dies in
dem später zu erwähnenden Betgraben des Nanjenjitempels zu
sehen Gelegenheit hatte.


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