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538 Psychische Studien. XL1I. Jahrg. 12. Heft (Dezember 1915.)
Gegenstände wurden verrückt, eine Leuchtkugel bildete sich über
dem Bette der Pächtersfrau und ließ sich anwachsend auf sie
nieder. Die aufgeschreckte Familie bezog hierauf eine andere
Stadt. Aber der Spuk zog mit ihnen. Messer und Gabeln flogen
durch die Luft, entwanden sich den Kästchen und steckten sich
in die Türen und Mauern. Ein schweres Kanapee erhob sich und
fing zu tanzen an. Von selbst entzündeten sich Brennstoffe, und
eines Tages brannten der Frau die Kleider am Leibe, ohne daß sie
jedoch Brandwunden davon trug. — Ein gewisser Dr. Dexter
stand ganz skeptisch dem Spuk und allem Spiritismus gegenüber.
Er wurde aber durch Spukphänomene gezwungen, sich mit diesen
Erscheinungen und dem Spiritismus zu beschäftigen. — Bei Piana
(Griechenland) ist ein Abgrund, darin die Geisler der ehemals
Hineingestürzten erscheinen sollen. Auch das Kap Feto ist berüchtigt
durch Geisterspuk, der von den hier Hinabgestürzten auszugehen
scheint. — In der Kirche S. Johann zu Medica geht der
Geist einer Waschfrau um, die eine andere Frau gemordet hatte
und plötzlich starb. — (Näheres s. bei Lombroso „Hypnotisme et
Spiritisme", Flammarion, Paris 1910.)
(Fortsetzung folgt.)
IL Abteilung.
Theoretisches und Kritisches.
Freie Gedanken eines russischen
Dogmatikers.
Von Alois Kaindl, Linz a. D.
(Schluß von S. 496.)
Alles, was die Menschheit durch Erfahrung wahr gefunden
hat, ist a posteriori, während a priori sich auf Kenntnisse von Zuständen
und Dingen bezieht, die, während sie uns in aktueller Erfahrung
begegnen können, ihren Ursprung in der Natur des
Geistes haben und von Erfahrung unabhängig sind und anzeigen,
was ein Ding sein muß, wenn es jemals ins Dasein kommen soll.
Meine Erweiterung der Bedeutung des a priori faßt den Begriff
in sich, daß es eine Kenntnis von der Beschaffenheit der Dinge
ist, nicht nur wie die Natur des Geistes sie bedingt, was die
Kantische Einsicht (insight) ist, sondern daß es auch eine Kenntnis
von der Beschaffenheit der Dinge ist, wie sie durch die objektive
Natur und jene totale Realität, worin der Geist ein Faktor
ist, notwendigerweise bedingt werden, d. h., daß die Natur des
Geistes und die Natur des objektiven Daseins eine Natur sind und
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