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572 Psychische Studien. XLII. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1915.)
unserer Monatsschrift (Februarheft S. 88 ff) findet, hatte, als überzeugter
Spiritualist und genauer Kenner der mediumistischen Erscheinungen
, die weite Reise dorthin lediglich aus Eifer für die
okkultistische Wissenschaft unternommen, war dann aber eben
wegen seiner rücksichtslosen Wahrheitsliebe von C Vesme, dem
Herausgeber der in Paris erscheinenden „Annales", der noch
kurz zuvor die nachgewiesen gefälschten Photographien über
die angeblichen Materialisationserscheinungen veröffentlicht hatte,
mit ebenso ungerechten als unverfrorenen persönlichen Vorwürfen
angegriffen worden.
e) 50 Jahre Universitätsprofessor ist (laut „Tüb.
Chronik" vom 15. Nov. er.) nun der Altmeister der neuzeitlichen
Psychologie, Geheimrat Prof. Dr. Wilhelm Wundt, der schon
40 Jahre lang an der Leipziger Hochschule wirkt. Geboren 1832
zu Neckarau in Baden studierte der reichbegabte Jüngling, u. a. in
Tübingen, zunächst Medizin. Von 1866—1868 \ ertrat Dr. Wundt
den Bezirk Heidelberg in der badischen Ständekammer, übersiedelte
1874 von Heidelberg nach Zürich und 1875 als ordentlicher
Professor der Philosophie nach Leipzig. Er ist wohl gegenwärtig
der geistig hervorragendste Vertreter der Psychologie und Ethik
an sämtlichen europäischen Universitäten.
Literaturbericht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Ori^inalpreisen durch die Buchhandlung
von Oswald Matze, Leipzig, Lindenstraße 4, zn beziehen.
Bücherbesprechung.
Das Shakespeare-Idol Francis Bacons", von Albert Kniepf, Hephaestos-
Verlag, Hamburg 26. — 25b S. mit neuen Facsimilis in Autotypie
und Lichtdruck nebst Handzeichnungen des Verf. Preis:
5.— M., geb. 7.— M.
Der Shakespeare-Dichter muß zu den Kennern des Okkultismus
und der Rosenkreuzerei in allen Formen gerechnet werden;
in seinen Sonetten findeu wir auch in No. 59 und 71 den Glauben
an die Wiederverkörperung. Die Streitfage, wer er war, gehört
daher in unsere literarische Rundschau. Es ist aber eigentlich keine
Frage mehr, wenn auch gewisse Literaturkreise, die sich auf den
Trug mit dem Manne aus Stratford festgelegt haben, von einer
Sinnesänderung nichts wissen wollen. Wer sich über die Unmöglichkeit
des StradfOrders als Dichter unterrichten will, der lese z. B.
Hofrat Prof. G. Holzer: „Das Shakespeare-Problem", Weiß'sche
Buchhandlung in Heidelberg, 1 M., Dr. phil. Joseph Fest: „Hie
Baconl", C.Koch, Nürnberg, 8 M. In Kniepfs Arbeit liegen nunmehr
viele neue Ergebnisse vor. Er zeigt, wie Bacon seine Autorrechte in
der Shakespeare-Dramenfolio von 1623 durch deutliche Monogramme
auf seinen Namen und andere seiner Sinnbilder, ja durch versteckte,
Seibstporträts, also auch als gar meisterhafter Zeichner, neben der
Shakespeare-Maske und in einer der großen Kopfleisteu in gewissen
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