Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 5
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Krauß: Das zweite Gesicht

Gelegenheit hatte, brachten ihm die Beförderung und zwei Auszeichnungen
ein. Von seinem Traumgesicht ließ er gegen niemand
ein Wörtchen verlauten, allein einem Schulkameraden und
Jugendfreund, der im gleichen Regiment wir er diente, vertraute
er eines Tages sein Geheimnis an und übergab ihm einen Abschiedsbrief
an sein Mütterchen, den er wegschicken solle, falls
Stockburger auf dem Kampfplatze bliebe.

Diese Nacht hatte er Weisung, mit einigen Mannschaften der
Haubitzenbatterie in die vorgebauten Deckungen zu verhelfen.
Der Weg führte ein Stück über ein baumfreies Hochfeld, den die
Geschütze vorsichtshalber in ziemlicher Entfernung voneinander
zurücklegten. Alle Kanonen waren unbehelligt vom Feinde in
Stellung gebracht, wurden schleunigst abgeprotzt und auf die
feindlichen Linien eingestellt. Schon funkten die ersten.
Schwarze Hunde sprangen aus feurigen Rachen. Und der Boden
bebte vom Dröhnen des gewaltigen Geschützdonners.

Stockburgers Dienst war für diese Nacht beendet und er
machte sich mit seinen Kameraden auf den Rückweg zu seiner
Abteilung, um einige Stunden Ruhe im Unterstand zu suchen.

Eben gingen sie über das baumfreie Feld, als plötzlich ein
weißgreller Schein sie umhellte. Stockburger zuckte zusammen.
Es war genau die Helle, wie damals in der letzten Nacht, die er in
Hintersteig verbrachte. Eine schlimme Vorahnung stieg in ihm
auf. Aber schnell gefaßt befahl er „Hinlegen!" Ein feindlicher
Scheinwerfer lastete die ganze Gegend ab, auf Suche nach den
brüllenden Ruhestörern. Und gleich darauf bestrich ein Granathagel
die Höhenfläche. Besonders dicht fielen die Geschosse
auf das baumfreie Feld nieder. Jedenfalls hatten die Suchlichter
dem Feind die kleine Kolonne verraten. „Auf! Marsch, marsch!"
wechselte mit „Hinlegen", um dem Lichte oder einem krepierenden
Geschosse auszuweichen. Und so waren sie schon nahe dem
Waldrand, als dicht hinter ihnen eine Granate niedersauste und
das Erdreich aufwühlte. Der gewaltige Luftdruck, durch die
Explosion entstanden, schleuderte sie alle zu Boden. Einige Sekunden
später waren sie aber schon wieder auf den Beinen und
der Wald nahm sie schützend auf. Hier erst merkten sie, daß
ihr Führer fehlte. Stockburger war zurückgeblieben.

Als die Heftigkeit des Feuers etwas nachgelassen hatte,
fanden sie ihn. Ein Granatsplitter war ihm in den Nacken gedrungen
und hatte ihm die Wirbelsäule zertrümmert. Ein anderer
Treffer hatte die Halsschlagader getroffen. Der Tod mußte sofort
eingetreten sein. Sein Blut hatte rings um ihn die Wiese ge-
rötet.

So erfüllte sich ein Schicksal, daß sich Wochen vorher
offenbarte.


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