Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 9
(PDF, 148 MB)
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Freudenberg: Streiilicnter auf japanischen Kultus

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worauf diese sich teilten. Einige nahmen in der Musikhalle Platz
und begannen ein Konzert mit unendlicher Melodie. Die anderen
ordneten sich zum Zuge, um das Allerheiligste, den Gott oder das
Symbol des Gottes, zu den Palankinen zu tragen. Zu jedem
Palankin wurde ein besonderer Zug gebildet. Voran ging ein
Priester, der ein in Seide gehülltes Schwert trug. Ihm folgte der
Oberpriester mit dem gleichfalls verhüllten Allerheiligsten, von
einem Baldachin, den 4 Priester trugen, überdeckt, genau
wie bei der katholischen Frohnleichnamsprozession. Ich vermute,
daß es sich um die beiden ferneren Symbole „Spiegel" und
„Kleinod" handelte. Beim Vorübergehen der Prozession nahm alle
Welt den Hut ab, nur ein Japaner tat es nicht, ohne aber dadurch
Unwillen zu erregen. Allmählich begann sich nun der eigentliche
Festzug zu ordnen. Es erschienen mehrere hundert Männer, alle
im gleichen stahlblauen Kostüm mit Schärpen, offenbar das, was
man bei uns eine Bruderschaft oder Kongregation nennen würde.
Sie sollten die Spitze des Zuges bilden und trugen viele Fahnen
und rote Truhen, auch einen mächtigen von Holz und Papier her-
gestellten grün und weißen Baum.

Erst um halb 2 Uhr waren genügend Träger für den ersten
Palankin, deren etwa hundert für jeden nötig sind, erschienen.
Diese Palankine sind äußerst kostbar, reich an vergoldetem
Schnitzwerk, mit Emaille ausgelegt und mit prachtvoll gestickten
Decken überhängt. Die Haltestangen tragen reiche Metallzierate,
die bei der Bewegung lebhaft klappern und rasseln. Die Träger
sind mit kurzen weißen Jadken und noch kürzeren weißen Hosen
bekleidet und tragen um den Kopf ein weißes Tuch, wie die
typischen japanischen Diebe. Zunächst liefen sie mit einem "
wahren Indianergeheul um die Tanzhalle herum, vielleicht um
sich in eine Art Exstase zu versetzen, und hoben dann den ersten "
schweren Palakin von seinem Podest. Es begann nun ein wildes
Herumtanzen mit diesem Palankin. Durch die langen Stangen setzte
die sie1! nahe herandrängende Menschenmasse sich heftigen Stößen
aus. Alles Volk aber verneigt sich vor dem Allerheiligsten, wie
dieses heranschwankt, umgeben von Tempeldienern mit hochgeschwungenen
Fächern, welche die rote Sonne im weißen Feld
oder das kaiserliche Chrysanthemum zeigen. Ein grenzenloser
Jubel bricht aus , und alles klatscht in die Hände. Langsam
schwankt, klirrend und rasselnd, die Riesenbahre die Treppe des
Tempelhofes hinab.

Noch viermal wiederholte sich das gleiche Schauspiel. Schon
vor meinen Augen aber begann zwischen zwei Trägern der Kampf
um einen Platz an der Stange. Denn dieser Dienst gilt als ein
gottgefälliges und sehr verdienstvolles Werk. Noch schlimmer
aber ging es draußen zu, wo von der durch die fanatischen Träger •
hochgeschnellten Stange beim Herabfallen einem von ihnen der


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