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28 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1916.)
stehen kann und daß daher gar kein Grund zu der Annahme besteht
, daß dieses Agens mit der Auflösung des physischen Körpers
zugrunde geht. Dieser Körper, der somit bei dem Tode den
physischen verläßt, schmeckt, fühlt, hört usw. wie der irdische, solange
er, wie das bei den Durville'schen Versuchen der Fall ist, genötigt
ist, sich vom irdischen Körper zu entfernen, aber er hat
dazu noch andere Fähigkeiten: er geht durch Mauern und geschlossene
Türen hindurch, nimmt andere Gegenstände, z. B.
fremde Fluidale, die jedoch von andern Personen nicht gesehen
werden, wahr, kurz, er reagiert auf Schwingungen der Materie,
für welche unsere Sinnesorgane zwar unempfindlich sind, die er
aber empfindet, weil seine Erkenntnisorgane eben andere sind wie
diejenigen, die etwa unser Gehör usw. darstellen. Eben diese
Empfindungserweiterung tritt nun aber auch bei Somnambulen
ein, und Durville hat diese beiden Tatsachen geschickt in der
Weise verbunden, daß er einem solchen Fluidalkörper den Befehl
gab, in Verbindung mit einem in Tiefschlaf versetzten Medium
zu treten, so daß dieses auf solche Weise tatsächlich auf Eindrücke
reagierte, für die unsere Sinneswerkzeuge unempfindlich sind.
Denken wir diese Versuche zu Ende und wenden sie auf den
physischen Tod an, so ergibt sich tatsächlich der erste Faktor, der
für die Begründung einer neuen Metaphysik von grundlegender
Bedeutung sein muß: wenn der Astralkörper, wie dieser Empfindungskörper
genannt wird, den materiellen für immer verlassen
hat, so muß er tatsächlich auf jene anderen Schwingungen reagieren
, auf die alle seine Organe eingestellt sind, d. h. er befindet
sich in einer andern Welt, die zunächst keinen anderen Ort, sondern
nur ein anderes Bewußtsein darstellt.2) Es muß also wahr sein
und entspricht auch den Erfahrungen, die jeder tiefer angelegte
Mensch gelegentlich macht, daß derjenige, welcher sich wie die
christlichen Mystiker zeitweise ganz in sich selbst zurückzieht, tiefere
Erfahrungen machen kann wie etwa einer, der auf einem Schiffe
die ganze Welt bereist und eben nur das heimbringt, was ihm die
irdische Welt darbietet, oder wie ein Astronom, der nach dem
Sitze des Himmels die Planeten durchforscht und zu keinem Ergebnisse
kommt, weil er sein eigenes Bewußtsein dabei ganz außer
acht gelassen hat. Der Trennungsstrich zwischen Diesseits und
Jenseits ist also, wie sich Du Prel ausdrückt (Der Tod, das Jenseits
, das Leben im Jenseits 3 S. 60) nicht räumlich gezogen, son-
2) Interessant sind die Berichte, die uns Hellseher über den
Prozeß der endgiltigeri Trennung des Astralkörpers vom physischen
Körper gegeben haben; die berühmteste aller dieser Schilderungen
ist die, die der amerikanische Hellseher Davis von dem Tod einer
alten Frau gegeben hat, welche er behandelt hatte und die auch in
dem früher erwähnten Buche von R. Friese (Stimmen aus dem
Beiehe der Geister) abgedruckt ist.
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