Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 39
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Ein Hellseher im Felde. 39

kehrte in die Heimat zurück. Bei Maubeuge begannen die hellseherischen
Erscheinungen auch bei mir. Ich konnte durch Geruchswahrnehmungen
fast immer angeben, wo wir Feuer erhielten.
Eine eigentümliche Nervenspannung ging jeder Erscheinung vorauf.
Dann konnte ich vor Pulvergasen kaum atmen und deutlich unterscheiden
, ob dieselben von Gewehr- oder Geschützfeuer herrührten.
Nach 2—24 Stunden traten die wirklichen Erscheinungen genau
so auf, wie die ersteren. Durch Befragen meiner Kameraden
stellte ich stets fest, daß ich zuerst die Erscheinung allein hatte.
Am 2. September morgens gegen 9 Uhr sah ich an der Grabenwand
Nebelgebilde und darin unklar eine Totenmaske. Ich wußte
gleich, daß der Kamerad S . . . . fallen würde, ich bat ihn, er
möge doch auf dem Boden des Grabens liegen bleibender achtete
nicht darauf. Zu gleicher Zeit verspürte ich den Geruch von
Pulvergasen (Gewehrfeuer) und zu den anderen Kameraden
wandte ich mich leise: „Der ist der erste der fällt!** Am Nachmittag
gegen 4 Uhr eröffneten wir Schützenfeuer, ein Schrapnell

schlug ein und tötete S....., bedeckte mich mit Erde und nach

der Besinnung fiel mein erster Blick auf S.....'s Totengesicht.

Bei den vielen Patrouillengängen, die ich als Unteroffizier machte,
sagte mir eine innere Siimme stets wie weit ich gehen konnte; ich
fühlte immer, wann ich in Gefahr stand und wurde mitunter gleich-
sam zu Boden gerissen. Es würde zu weit führen, wenn ich alle
kleineren Erlebnisse anführen wollte. In der Heimat wurde ich in
Düsseldorf einem Lazarett überwiesen. Die Erscheinungen verschwanden
: aber ich wurde unruhiger. Eines Tages besuchten
mich Verwandte eines gefallenen Kameraden. Ich erzählte von
den Ereignissen bei Maubeuge. Am Abend sah ich das Totengesicht
an der Decke meines Zimmers; bald mehrten sich die Erscheinungen
und ratlos stand ich den Stimmen, Licht- und Personenerscheinungen
gegenüber. Ich vermutete telepathische Beeinflussungen
und namenlose Angst quälte mich Tag und Nacht.
Jetzt griff ich zur Autosuggestion; bald übte ich Kritik an den
Erscheinungen und fand, daß dieselben fast nur Halluzinationen
waren. Ich bestellte* Ihre „Psychischen Studien** und fand darin
das, was ich so lange gesucht hatte: Versuche zur Erklärung
solcher Erscheinungen. Von den Herren Ärzten wurden meine
Fragen nach Erklärung der hellseherischen Erscheinungen nie beantwortet
. In entgegenkommender Weise beurlaubte mich die
Militärbehörde und in der Heimat, in der Stille der Heide, fand
ich Ruhe unter dauernder suggestiver Einwirkung nach den Regeln
der Autosuggestion. Im Juli 1915 wurde ich entlassen. Auf vielfachen
Rat nahm ich im September wieder eine Lehrerstelle an
und die Beschäftigung in der Schule wirkt für mich befreiend.
Nun stehe ich über den krankhaften Erscheinungen und, nachdem
ich verschiedene Werke, (u. a. Dr. K. Goldstein: „Die Halluzi-


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