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Eeichel: Stimmen und Geräusche in der Luft.
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Stimmen und Geräusche in der Luft.
Ein Mysteritim der drahtlosen Telegraphier
Nach dem „Message of Life",2) Neu Seeland, berichten
Leiter von drahtlosen Stationen, daß sie gelegentlich Geräusche
von Stimmen, Musik, Gehen von Leuten, Erschütterungen durch
Geräusche hören, die sie sich nicht erklären können. Man nimmt
an, daß irgendwie die Vibrationen der drahtlosen Telegraphie diese
Geräusche aufnahmen. Die Operatoren sagen, daß die Luft nicht
geringer wird, wie beim Draht, und daß sie glauben, daß die
drahtlosen Stationen vielleicht fähig sein werden, Geräusche von
irgend einer Entfernung aufzunehmen. Wenn das wahr ist, so
dürften wir am Vorabend von überraschenden Entdeckungen
stehen. Es mag möglich sein, daß in Zukunft Stimmen in der Vergangenheit
gemacht, zu uns durch Luftwellen zurückgebracht
werden. Die Theorie ist folgende:
Vibrationen von allen Geräuschen werden in die Luft geworfen
und bleiben dort für einige Zeit. Dieses ist ja bekannt bei
der Zeit, die ein Echo zum Zurückkommen braucht, bei der Länge
auf Zeit, die ein drahtloser Ruf braucht zwischen dem Absender
und dem Zurückerhalter und bei der Tatsache, der kleinen Pause,
wenn Geräusche zu uns kommen, die wir hören, die von einer Entfernung
aus zu uns gesandt werden. Die Lufthülle um die Erde
ist nur fünfzehn Meilen tief; außerhalb von diesem Radius können
Vibrationen sich nicht vorwärts bewegen. Dies ist gezeigt worden
durch die Versuchsballons, welche Wetterbüros schon seit Jahren
benutzten, um das Voraussagen der Temperatur zu bewerkstelligen.
Aus alledem können wir schließen, was ja die Wissenschaft längst
lehrt, daß die Erde ein im Raum wirbelnder Ball ist, mit einer
Lufthülle von fünfzehn Meilen, eine Hülle, die alle Geräusche absorbiert
haben muß, seit die Erde ihren Lauf begann.
Die Frage ist nun, wo sind diese Geräusche? Sie müssen
doch irgendwo sein. Irgendwo innerhalb eines Radius von fünfzehn
Meilen, wofern nicht ihre Vibrationen schwächer geworden
und zugrunde gegangen sind, und kürzlich angestellte Experimente
langem i) den Genitiv oder den Accusativ erfordern würde, so daß
es also doloris oder dolorem oder vielleicht dolores (die Schmerzen)
lauten müßte. Beim Ablativ dolore müßte oblitus (mit kurzem i)
nicht von oblivisci (vergessen), sondern von oblinere (Übersehmieren,
überfüllen) abgeleitet werden, so daß der Sinn herauskäme: „mit
Schmerz überladen*. Welche Deutung die richtige ist und wie insbesondere
der Verstorbene selbst das Zitat verstand, vermögen wir
nicht zu entscheiden. Eed.
0 Nach »Light", London, vom 18. Sept. 1915 übersetzt von
Prof. Willy Eeichel (Pasadena).
2) Den liebenswürdigen Schriftleiter dieses Journals lernte ich
persönlich kennen bei meinem Aufenthalt in Wellington, Neu-See-
land, im April 1909. W. B.
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