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Frendenberg: Streit lichter auf japanischen Kultus. 53
fordert werden müsse. Dabei war er gegen andere Meinungen
duldsam; besonders mir gegenüber, als dem viel Jüngeren, hätte
vielleicht die Versuchung nahe gelegen, seinen Standpunkt besonders
geltend zu machen. Wenn man aber seine eigene Meinung
mit der gehörigen Achtung vor der seinigen vertrat, so ging er
ruhig auf diese abweichende Meinung ein, ohne seine Meinung
als die des Älteren und Erfahreneren als die einzig wahre hinstellen
zu wollen. Ich verehrte in ihm einen edlen, reinen, von
sachlichen Motiven getriebenen Charakter von schillerischem Gepräge
, von schillerischem Schwünge und auch von schillerischem
Pathos. Wie ich im Laufe des Verkehrs merkte, war Schiller
ja auch sein Lieblingsdichter, den er sehr genau kannte und gern
zitierte. Sein letztes unvollendetes Werk sollte ja Schillers
Dramen gewidmet sein.*':) —
Sollten Sie nun vorliegendes Material irgendwie zu einem
Nachruf verwenden können, so wird es mich freuen, dem Andenken
eines edlen Menschen dienen zu können. Vielleicht darf ich die
herzliche Bitte beifügen, mir von der betreffenden Zeitschrift
einige Exemplare zugehen zu lassen.
Mit vorzüglicher Hochachtung Hermann Schmid."
Frl. Bertha Bauer selbst hatte schon zum Neujahr 1915 an
Herrn Prof. Reichel (dat. München, Neureutherstr. 38) u. a, geschrieben
: „Als Wirtschafterin des Herrn Dr. Bormann erlaube
ich mir Ihnen mitzuteilen, daß derselbe als mein gütiger Herr am
16. Aug. d. J. ganz unerwartet an einer Herzlähmung sanft verschieden
ist. Der Verstorben^ würde gewiß den schweren Schicksalsschlag
, der Sie betroffen hat, aufs tiefste und schmerzlichste
bedauern, denn er sprach oft und nur Gutes von Ihnen." — Wir
verweisen auch noch auf unsern, dem unvergeßlichen Toten ge-
widmeten kurzen Nachruf im Sept-Heft 1914, S. 534. [Red.
Streiflichter auf japanischen Kultus
und japanische Kultur.
Von Dr. med. F r.a n z Freudenberg, z. Zt. Cassel«
(Fortsetzung und Schluß von S. 10.)
Einen mehr als flüchtigen Besuch verdient gleichfalls der
sog. „silberne Pavillon", der im Jahre 1483 von dem Shogun
Ashikaga Yoshimasa, nachdem dieser seine Macht und Würde aus
freiem Entschluß niedergelegt hatte, nach dem Muster des goldenen
Pavillons erbaut wurde, Neun Jahre lebte der Ex-Shogun
3) Wir erinnern an den wunderschönen poetischen Beitrag
des Verstorbenen zuSchillers hundertjährigem Todestag(1905, Maiheft
S. 257) der dem Schillermuseum in Marbach a. N. einverleibt wurde:
„Schillert Manen. Psyche vor dem Sarkophage und der Büste des
Unsterblichen.* — Red.
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