Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 58
(PDF, 148 MB)
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58 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1916.)

ist im Zuge und viel Militär und Polizei in Uniform. Lautlos läßt
die dichtgedrängte Menge den stattlichen Zug an sich vorüberziehen
, nur wie die Palankine erscheinen, erfolgt zur Begrüßung
lebhaftes Händeklatschen. Der sich mit seinen zahllosen Lichtern
schlangengleich den Berg hinaufwindende Zug bietet in der raben-
dunkeln Nacht einen hübschen Anblick. ) —

Wer sich für japanischen Kultus und japanische Kultur
interessiert, darf dieses Land nicht verlassen, ohne Nara besucht
zu haben.

Nara, inmitten einer lieblichen Landschaft gelegen, in der
bewaldete Berge mit Reisfeldern und Teeplantagen*) abwechseln,
war einstmals (709—784) die Hauptstadt Japans. Jetzt ist es
zu einem stillen Städtchen herabgesunken, dessen altertümliche
Häuschen meistens als Läden dienen, in denen Devotionalen und
Reiseandenken feilgeboten werden. Denn der ganze weite Tempel-
bezirk, meist aus Bergwald bestehend, ist heiliges Land, das von
den Japcinern, namentlich zur Sommerzeit, sich eines großen Zuspruchs
erfreut. Auch der Sake von Nara, der treffliche hier bereitete
Reisschnaps, ist in ganz Japan beliebt. Das gesamte ausgedehnte
Gebiet ist als ein großer Naturpark zu bezeichnen, in
dem zahme Hirsche, hier als heilige Tiere verehrt, bald einzeln,
bald in Rudeln den Besucher umschmeicheln und um eine Gabe
bitten, die zu kaufen sich an vielen Stellen in der Nähe der
Tempel sowohl, als auch im Walde Gelegenheit bietet.

Die zahlreichen und schönen Tempel Naras entstammen der
ältesten Zeit des Buddhismus in Japan, die zugleich als dessen
Blüteperiode bezeichnet werden darf. Daher macht sich hier in
Architektur und Skulptur am ausgesprochensten der indische Einfluß
geltend, zumal in der Dachkonstruktion, aber auch in zahlreichen
Einzelheiten, z. B. dem Umstand, daß der Kopf des großen,
16 Meter hohen Daibutsu die Züge der indischen Göttin Vairochana
(Roshana) trägt. Dieser schöne Daibutsu, der älteste seiner Art,
steht in einer hohen, völlig geschlossenen Halle und bildet eine der
Hauptsehenswürdigkeiten Naras. In seiner Nähe liegt eine hübsche
Pagode, jüngeren Alters, und ein Doppeltor; das letztere, Niomon
genannt, mit den beiden Tempelwächtern, den Nios, den Göttern
oder Dämonenkönigen Indra und Brahma. Die Riesenfigur des
Indra ist über und über mit Papierkügelchen «gespickt; auch
liegen zahllose solche um die Holzstatue herum, welche Kwaikei
geschnitzt hat. Die Japaner und Japanerinnen speien nämlich
den Gott mit gekautem Papier an, indem sie ihn bitten, ihnen
einen Wunsch zu erfüllen. Bleibt das Papierkügelchen an dem
Standbild kleben, so bedeutet das Aussicht auf Erfüllung ihres
Wunsches, fällt es ab, so besteht keine Hoffnung. Die erwähnten

*) Auf Her Fahrt von Kyoto nach Nara passiert man Uji mit
den berühmtesten Teeplantagen Japans.


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