Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 59
(PDF, 148 MB)
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Freudenberg • Streiflichter auf japanischen Kultus. 59

Tore leiten zum Museum hin, welches eine Fülle von interessanten
Götterstatuen bietet, unter denen mich ein lieblicher Bronzebuddha
besonders ansprach. Über die schrecklich ausschauenden Nios
mit der abwehrenden Handbewegung möchte ich noch bemerken,
daß mir dieselben nicht sowohl als ein Symbol in dem Sinne erschienen
, daß kein Unreiner die heilige Schwelle betreten dürfe,
als vielmehr als sine Abwehrmaßregel ?egen fremde Dämonen.
Solchen rufen sie zu: „Es sind schon Dämonen da! Nichts soll
den Einfluß der Gottheit, der dieser Tempel gewidmet ist, stören!"

Im Kofukujitempel, welcher als der älteste Tempel Japans
gilt (erbaut 607), wird auch ein Schimmel verehrt. Er bettelte
lebhaft um Möhren, die dicht vor seiner Box standen, aber weit
genug, um sie mit seinem Maule nicht erreichen zu können. Was
hat das heilige Tier verbrochen, um zu solchen Tantalusqualen
verurteilt zu werden? Im Sommer freilich bei zahlreichem Pilgerbesuch
fließen die Möhrenspenden reichlich. Hat der Schimmel
morgens eine feuchte Haut, so nimmt man an, daß er während
der Nacht dem Gott als Reiuier gedient habe und so in Schweiß
geraten sei. Schimmel sah ich überhaupt in verschiedenen Städten
in den Tempeln ausgestellt, so z. B. in Kyoto in Gips ausgeführt.
Neben dem Hirsch, der hier in Nara gleichfalls als göttliches Reittier
gilt, sind Schimmel, Eber, Kühe, Affen, Hähne, Schildkröten
und Schlangen die am meisten in Tempeln teils nachgebildeten,
teils lebend unterhaltenen heiligen Tiere. Von dem Einhorn und
ähnlichen Fabelwesen, denen man häufig als figürlichem Schmuck
begegnet, gilt die Annahme, daß solche in der Ära besonders
tugendhafter Fürsten erschienen.

Die größte Anlage ist die des Kasugatempels, die im Schmuck
ihrer feinen roten Lackierung durchaus nicht ihr hohes Alter
ahnen läßt. Der Weg dahin führt durch eine waldige Schlucht.
Noch höher liegt der sehenswerte Wakamiyatempel, von dessen
Steintreppen und Holzbalustraden aus man eine prächtige Aussicht
hat. Hier steht — eine echt japanische Spielerei — ein
Wunderbaum mit 7 verschiedenen Laubarten. Schön ist auch der
Kwannontempel, in dessen Hof zahllose Tauben umherflattern.
Schön selbst noch im Verfall ist der Tamukiyama no Hachiman-
tempel mit dem Spiegelemblem. Ihr mitgebrachtes Mahl verzehrte
die kleine Gesellschaft, welche sich für diesen Ausflug zusammengetan
hatte, im Tempelhof Todaiji auf dem Podium der 37 Tonnen
schweren Riesenglocke, die, von japanischen Besuchern und auch
von uns angeschlagen, feierlich das Waldtal durchdröhnte. Dort
kredenzte eine ebenso freundliche wie bescheidene Geisha würzigen
Tee. Wie herzlich mutet hier in Nara alles den fremden Gast an,
der dieses mit dem anspruchsvollen Nikko trotz seiner unerhörten
Pracht nicht vertauschen möchte.


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