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Kaindl: Teleplastik und Fata Morgana.
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Etwas über ein Monat hernacher, seynd auff eben demselbigen
Felde ein Hauffen schwartz bekleidete Leute in langen Leid- und
Trauermäntel und sehr breiten umb und umb beflohrten Hüthen
erblicket und gesehen worden, welche aber ohne Bewegung gantz
müssig und stille gestanden, als ob sie zur Trauer um ein Grab
versammelt gewest, und endlich verschwunden seynd.
Das erste Gesicht hat Zweifels ohne den hitzigen Krieg Carl
Gustavs gegen Pohlen, Dennemarck und andere Potentaten vorbedeutet
: Das Letzte aber des Königes höchst betrübliches frühzeitiges
Abslerben im Bildniss vorgestellet."2)
Was nun die Erklärung dieser höchst seltsamen Phänomene
anbetrifft, so bewegte sie sich bisher mit Vorliebe in Extremen:
während der Rationalismus stets bemüht war, sie insgesamt der
Physik einzuverleiben, indem er, ohne auf die Einzelheiten der
komplizierteren Phänomene dieser Art näher einzugehen, sie in
Bausch und Bogen optisch als bloße Luftspiegelungen auffaßte,
hat die ältere und neuere Mystik sich für eine dämonologische oder
spiritistische Erklärung derselben entschieden. Nach dieser wären
solche divinatorische Gesichte, welche die Vergangenheit so häufig
in den Wolken und zuweilen auch auf Erden sah, von den bösen
Geistern unter dem Himmel, den Herren und Gewaltigen in den
Elementen, welche in der Luft und der Finsternis dieser Welt
herrschen, bewirkt und vorgestellt worden. Andere, welche den
abgeschiedenen Menschenseelen die niederen Regionen unserer
Atmosphäre zum Aufenthaltsorte anwiesen, brachten ihre Phantasien
von Astral- und Sideralgeistern, welche darauf berechnet
waren, manche natürliche Phänomene zu erklären, damit in Verbindung
. Wieder andere fabelten von einer dem Menschen noch
näher stehenden Geisterrace, den sogenannten Elementargeistern,
2) Karl X. Gustav (geb. 1622 reg. v. 1649-1660), der unter
Torstenson als Freiwilliger kämpfte, zeigte bald ein hervorragendes
Feldherrntalent. Er wurde 1648 zum Generalissimus
der Schwedenheere in Deutschland ernannt nnd 1654 zum
Thronfolger erwählt. Im Verein mit dem Kurfürsten von Brandenburg
bekriegte er Polen und brach dessen Macht durch die Einnahme
von Warschau, welche nach dreitägiger Schlacht (28.—30 Juli)
im Jahre 1656 erfolgte. Hierauf führte er einen erfolgreichen Krieg
gegen Dänemark, der 1658 (18. Feb.) mit dem Frieden von JRoes-
kilde endete. Da Dänemark die Friedensbedingungen nicht einhielt
, eröffnete er den Krieg aufs neue, doch begann den König
Karl sein Kriegsglück zu verlassen: der Sturm auf Kopenhagen mißlang
und bei Nyborg, an der Ostküste vonFünen, holte er sich eine Schlappe.
Auf dem Wege nach Gothenburg, wo er sich mit den Ständen über
die Fortsetzung des Krieges beraten wollte, ereilte ihn am 13. Febr.
1660 p 1 ö t z 1 i c h der Tod. — Yborg, das die Schweden i. J. 1658
erobert hatten, kapitulierte am 15. November 1659 unter Horn an
die holländische Flotte unter Ruyter, nachdem tags zuvor die Dänen,
Brandenburger, Polen u. Kaiserlichen einen Sieg über die Schweden
erfochten.
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