Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 65
(PDF, 148 MB)
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Kaindl: Teleplastik und Fata Morgana

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Erklärung, die ihr gebührende Beachtung gefunden haben. Ihre
Prüfung wäre um so mehr geboten gewesen, als Daumer darin
von keiner neuen unbekannten Potenz ausging, sondern von der
bereits bekannten schöpferischen Kraft der Phantasie, welche,
wenn sie im Zustand der Ekstase die Grenzen ihres normalen Wirkungsgebietes
mehr oder weniger überschreitet und sich als ideo-
plajtische Kraft äußerlich betätigt, seiner Ansicht nach alle die
scheinbaren Wunder vollbringt, die einerseits zu hyperbolischen,
andererseits zu unrichtigen Erklärungen oder selbst zur Leugnung
von Tatsachen Veranlassung gaben.

Es ist keineswegs gering anzuschlagen, daß ein auf dem
okkulten Erscheinungsgebiete so wohlorientierter Forscher wie
Horst Daumers Theorie befürwortet, indem er gesteht, daß er
unter allen möglichen natürlichen Erklärungsversuchen von dergleichen
Deuteroskopien den von der Imagination hergenommenen
noch immer die meiste Wichtigkeit einräume.

Da dies auch die Ansicht aller jener sein dürfte, welche sich
weder von seichten noch von übertriebenen Erklärungen befriedigt
fühlen, sondern in dieser Sache ein tieferes Verständnis zu gewinnen
trachten, so erachte ich es für geboten, auf die diesbezüglichen
Ideen Daumers hier näher einzugehen.

Vorerst sei bemerkt, daß Daumer hinter der Phantasie die
durch die individuelle Organisation mehr oder minder beschränkte
schöpferische Urkraft vermutet, welcher die Natur ihren unendlichen
Formenreichtum verdankt.

*,Es existiert in uns," sagt er, „eine gewisse wundersame
Schöpferkraft, die man zur göttlichen Ebenbildlichkeit des Men-
sehen rechnen kann und die zurzeit freilich im allgemeinen in
tiefen Schlummer versenkt, doch nicht ganz und nicht ohne daß
einzelne Reste und Spuren geblieben, verloren gegangen ist; eine
Schöpferkraft, die sich zunächst bloß innerlich und in nach außen-
hin verdeckter Weise als produktives Vorstellungsvermögen, Einbildungskraft
, Phantasie betätigt und nur in dieser Form als allgemein
menschliche Eigenschaft erscheint, auf diese Form jedoch
nicht absolut beschränkt ist, sondern unter gewissen Umständen
auch darüber hinauszugehen vermag, wie es, weil nicht aus gemeiner
Erfahrung bekannt, für unmöglich gilt, oder, wenn es sich
tatsächlich ereignet und erweist, als etwas Wunderbares und Übernatürliches
betrachtet und angestaunt wird.** —

In den traumhaften Zuständen des Wach- und Schlaflebens,
wo die Phantasie der Kontrolle des bewußten intellektuellen Lebens
mehr oder weniger entrückt ist und infolgedessen eine freiere
Tätigkeit entfaltet, tritt ihre innere Verwandtschaft mit der schöpferischen
Urkraft der Natur schon deutlich zutage. Die Traumzustände
des Wach- und Schlaflebens aber sind die Folge einer

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