Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 75
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0079
Ludwig: Die Schrift „zbq) ivvnvicor" des Synesios von Kyrene. 75

oft die behandelnden Ärzte in Staunen setzten und, was die Hauptsache
ist, wirksam waren.

Die Phantasie, so legt Synesios weiter dar (Kapitel 4),
ist eigentlich der Sinn aller Sinne, das allgemeinste Sensorium, gewissermaßen
der erste Seelenlei b(öw(ia üiq&tov \pvyfl<£)*
Gehör und Gesicht aber sind eigentlich keine Sinne, sondern
Instrumente des Sinnes, gleichsam Türsteher, die der Herrin
melden, was außen vorgeht. Wie gerade Linien gehen die Einzelsinne
vom inneren Zentrum, der Phantasie, aus, in der sie ihre
Zusammenfassung finden. Zwar glaubt man allgemein, den
äußeren Sinnen mehr trauen zu dürfen als der Phantasie, die doch
dem Kern der Seele viel näher steht, allein man übersieht, daß
auch die äußeren Sinne nicht selten täuschen, z. B. das Auge je
nach der Distanz eines Gegenstandes oder, wie beim Ruder im
Wasser, infolge der Strahlenbrechung. Die Phantasie, dieses
vehiculum animae, ist nun je nach der Lebensführung einer Verfeinerung
und Erhöhung oder einer Vergröberung fähig. Gleich
Plotin lehrt auch Synesios,22) daß die Seelen durch eine natürliche
Anziehungskraft entweder infolge ihrer Wärme und Trockenheit
nach oben hin gezogen werden wie auf Flügeln, und so sei auch
der Ausspruch Heraklits von der trockenen Seele als der weisen
zu verstehen. Oder sie sind feucht und sinken darum durch eine
natürliche Neigung in die irdischen Abgründe. Hier führt eine
solche Seele ein unglückliches Bußleben, kann sich aber nach
langen Mühen und wenn sie in anderen Leben gereinigt
ist (ßloig alXotg xa&rjQafierrjv) wieder erheben. Mit diesen
..anderen Leben" ist zweifellos die Reinkarnation gemeint, die eine
Hauptlehre des Neuplatonismus bildete. Nun war aber nach neu-
platonischer Lehre die Präexistenz das Korrelat zur Reinkarnation
. Und Hugo Koch hat vollkommen richtig gesehen,
wenn er gegen Kleffner behauptet,23 daß Synesios auch Anhänger
der Präexistenzlehre war. Den Beweis hierfür erbringt
ja das 5. Kapitel der Traumschrift.2* Hier wird die Phantasie
als jenes vermittelnde Organ bezeichnet, dessen sich das rein
Geistige (die rrgcorrj tyvyjf]) bedient, um mit der körperlichen Welt
in Verbindung zu treten. Diese jiqwttj ipvxtf nämlich 1 ä ß t s i c h
aus derSphärenwelt hinab (djtd xwv ötpatQobi' xariovöa)
und bedient sich dabei der Phantasie wie eines Fahrzeuges
(oxd(jpoc). Und nun beginnt der Kampf des irdischen Lebens,
in dessen Verlauf die Seele entweder die Phantasie, die bereits

Kapitel 5. 2*) HMor. Jahrbuch 1902, 8. 763 ff.
24) Gerade diese Stelle bietet dem Verständnis manche Schwierigkeiten
. Koch übersetzte: Die jtQCOtf] ipvxj entlehnt eine andere
geringere (zu ergänzen ist offenbar tyvyfj). Allein Ixslvrjg bezieht
sich auf die Phantasie )fVov qavxaöia %q(Diiivov<e.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1916/0079