Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 77
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Ludwig: Die Schrift: <,JiBQi Lvvjivlmv" des Synesios von Kyrene. 77

Seele im Wachen wie im Traume das Wahre erkennen. Dies ist
ein heiliger Gewinn,2*) und das Bestreben, Kenntnis der Zukunft
zu erlangen, ist geradezu eine Art Religionsübung. Wer sein
Schlafzimmer wie einen Dreifuß der Pythia gebraucht, der wird
sich hüten vor nächtlichen Ausschweifungen, er wird keusch und
nüchtern leben und im Gebet mit Gott verkehren, dadurch aber
zur Liebe und Vereinigung mit ihm gelangen. Man soll aber ja
nicht glauben, daß eine so mit Gott verbundene Seele nun fürs
Leben unpraktisch wird. Sie gibt vielmehr nicht nur die Sorge
fürs Irdische nicht auf, sondern wird von ihrem höheren Standpunkte
aus weit klarer die Dinge da drunten betrachten, als wenn
sie an ihnen kleben bliebe. Deshalb wünscht auch Synesios die
Kunst der Divination sich selber wie seinen Kindern. Es braucht
dazu keine weite Reise nach Delphi oder zum Tempel des Ammon,
man wäscht sich einfach die Hände, verrichtet sein Gebet und geht
schlafen. So braucht man also auch zur Divination kein Kraut
aus Kreta, keinen Vogel aus Ägypten, keinen Knochen aus Iberien,
noch sonst ein geheimnisvolles Objekt aus dem Meeresgrunde oder
der Erde Schoß.2') Auch gibt es hier keinen Unterschied zwischen
arm und reich, zwischen Freien und Sklaven. Und nun kommt
Synesios mit einer beachtenswerten Erklärung, die zweifellos auf
ein Gesetz des Kaisers Theodosius anspielt, ohne es zu nennen.30)
Es sei Gott verhaßt, meint er, anstatt auf eine göttliche Offenbarung
zu warten, Gott gleichsam Gewalt anzutun (durch Magie),
und dies habe der Gesetzgeber mit Recht mit Strafe belegt. Im
Schlafe dagegen könne man kein Verbrechen begehen, und kein
Tyrann habe das Träumen verboten. Für so viele Unglückliche
sei der Traum ein Glück und oft der einzige Trost. Mit beredten
Worien weiß er (gegen Schluß des 8. Kapitels) die heilsamen
Einwirkungen des Traumes zu preisen. Er selbst hat
wiederholt den Träumen vieles zu verdanken
gehabt."*1) So haben sich ihm im Traume sprachliche Schwierigkeiten
gelöst, er zeigte ihm so manchmal die rechten Mittel und
Wege, das Jagdwild zu fangen (denn, so fügt er scherzend bei,
sein Lebensglück seien Bücher und die Jagd, und er verwünscht
jene Reise nach Konstantinopel, die ihm drei Jahre seines Lebens
vergällt hat!), Träume sagten ihm für einen bestimmten Tag sein
Jagdglück voraus, was dann auch pünktlich eintraf; selbst gewisse
Nachstellungen seiner Gegner wurden ihm da schon enthüllt
, ihm gezeigt, wie er den Fallstricken' der Magier entgehen
könne*-) und am vorteilhaftesten seine Angelegenheiten betreibe.
Auch zu seinem Auftreten vor dem Kaiser haben sie ihn ermutigt.

*h) Kap. 7. 2!>) Kap. 8. *>) Kodex Thedos. XVI, 10, 12. Hier
war die Theurgie als Majestäts verbrechen verboten. 31) Kap 9

9i) Synesios meint hier seinen dreijährigen xlufenthalt in Konstantinopel
, wo er für die Interessen seines Heimatlandes tätig war.


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