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82 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1916.)
Schwingungen der Astralwelt? M. Maeterlinck, der neuerdings
wieder vielgenannte belgische Dichter und Philosoph, führt in dem
Buche, in welchem er unseren Problemen auf etwas andere Weise
beizukommen sucht (Vom Tode, Verlag von E. Diederichs, Jena)
aus, daß der Mensch, wenn er nach seinem Tode nur das irdische
Bewußtsein hätte, ja gar nichts von der höheren Welt empfinden
könne, zu der ihn seine Entwicklung führen würde; — ließe sich
dasselbe nicht auch von der Seele in der Astralwelt sagen?
Ich will den Leser nicht weiter in das Labyrinth dieser Rätsel
führen, um so mehr da es sich hier nur um Ausnichten handelt,
die dem noch übrig bleiben, welcher wie wir an der Hand des
experimentellen Okkultismus bis an die äußerste Grenze der Erfahrung
vorgedrungen ist. Es mag nur erwähnt werden, daß die
Theosophie, der auch die Existenz des Astralkörpers lange vorher
bekannt war, ehe er experimentell erwiesen wurde, diese Entwicklung
tatsächlich kennt und annimmt, daß das Problem der
Menschenseele dadurch entstanden ist, daß das Allbewußtsein der
Gottheit sich nacheinander in sieben Körper gekleidet hat, so daß
immer der nächstfolgende eine Hülle des vorhergehenden darstellt
, wie wir das schon bei der Besprechung des Verhältnisses
von vorirdischem und irdischem Bewußtsein des Menschen kennen
gelernt haben. Der Mensch trägt also nicht nur einen physischen
und einen Astralkörper, sondern noch vier andere, aus denen er
sich im Laufe der Entwicklung erst herausarbeiten muß, indem
sich das Bewußtsein des niederen Körpers immer in das des
nächsthöheren zieht, ehe jener abgeworfen wird, ebenso wie beim
Tode des Menschen der physische (und der nächsthöhere) abge-
stoßen wird, während die Erinnerungen an das irdische Leben,
die bis dahin im Unterbewußtsein aufgespeichert waren, mit hin-
übergenommen werden ins Astralreich. Nur der siebente dieser
Körper ist unsterblich, d. h. er ist die eigentliche Seele oder ein
Teil des Allbewußtseins, das auf diese Weise in Erscheinung getreten
ist.
Es verdient erwähnt zu werden, daß die Versuche, die zur
Feststellung des Astralkörpers im Menschen geführt haben, auch
vor diesen Problemen nicht stehen geblieben sind: der erwähnte
französische Gelehrte Durville behauptet, noch eine weitere Teilung
des Fluidalkörpers wahrgenommen zu haben, die ganz den Ansichten
der Theosophie über die menschliche Seele entsprechen
würde (Durville: der Fluidalkörper des Menschen, dtsch. Ausg.
p. 246 ff.). Es handelt sich hier um Farbenverschiedenheiten, die
natürlich noch weitere Untersuchungen nötig machen. Entspricht
der Astralkörper der Aslralwelt, so entspricht nach Durville der
nächsthöhere, der Mentalkörper (von mens, also der Sitz des
reinen Denkens) eben der Mentalwelt usw, d. h. wir könnten al?o
auch hier an der Hand dieser Versuche Schlüsse auf das Leben
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