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Dobberkau: Zar Geschichte des Spiritismus. 85
Ein Blinder wurde wieder sehend, ein lahmer Arm wurde gesund
und kräftig. Ein Brahmane erhob sich schwebend in die Luft.
Zu diesen Wunderheilungen werden die Brahmanen durch
jahrelange Übungen befähigt, die in strenger Enthaltsamkeit,
Fasten und Verinnerlichung bestehen. Ihre Wunderkräfte erhalten
sie jedoch von den Geistern Verstorbener, die sie anrufen
und die durch sie als Medien wirken.
Einige bedienen sich auch der Suggestion zu diesen Zwecken.
So berichtete der „Glaneur indou-chinas" vom 2. Juli 1820 aus
der Gegend von Malakka, daß dort eine Diebesbande Kinder
stahl und sie hypnotisierte, so daß sie ihr Gedächtnis völlig verloren
. Erst den buddhistischen Priestern gelang es durch ihre Beschwörungen
, die Kinder vorn hypnotischen Bann wieder zu befreien
.
Es unternanmen zuweilen Zauberer „Zweikämpfe". Sie
lassen einen kleinen Gegenstand vor sich hinlegen und jeder
Zauberer bemüht sich durch seine Beschwörungen, den anderen
7u verhindern, sich in den Besitz des Gegenstandes zu setzen.
Unter Krämpfen und Bewußtceinsstörungen bricht schließlich einer
der Zauberer zusammen als Besiegter. Längere Entkräftungs-
zuslände sind die Folgeu solcher „Zweikämpfe*\ die nichts weiter
sind, als in der Ekstase ausgeübte gegenseitige Kypnotisierungen
in bösem Sinne.
Eigenartige Erscheinungen des spiritistischen „Möbelrückens'*
sind die Kämpfe von Geistern, wie sie aus Cochmchina berichtet
werden: Eine schwere Barke wird aufs Land gezogen und auf
einen freien Berg gestellt, den Zuschauer aus allen umliegenden
Dörfern umgeben. Dann werden die Schutzgeister der Flecken
und Städte des Reiches angerufen, damit sie die Barke in Bewegung
bringen. Einigen gelang es nur ein wenig, andere
brachten alle Ruder in Bewegung. Doch der Stärkste von allen,
so berichtet F. Renouard de Sainte-Croix, war der Schutzgeist des
Seedorfes Ke-Chan. Er ließ die Barke flink hin- und herlaufen.
Durchaus glaubwürdige Berichte über die Wunderkräfte des
indischen Fakirs Cowindasamy lieferte der französische Konsul zu
Benares, Louis Jacolhot.
Mit der flachen ausgestreckten Hand auf einen Stock gestützt
, erhob sich Cowindasamy 20 Minuten lang schwebend in
die Luft, die Stellung der Bildsäule Buddhas dabei annehmend.
Als er ging, kündigte er Jacolliot an, daß zur Mitternachtsstunde
die Geister in dessen Schlafzimmer sich durch Klopflaute kundgeben
würden, was auch geschah, trotz aller Vorsichtsmaßregeln,
Betrug zu verhindern.
Auf den Rand einer ziemlich schweren Blumenvase legte
Cowindasamy seine Fingerspitzen; sogleich setzte sie sich in pendelnde
Bewegungen, erhob sich in die Luft, wo sie hin- und her-
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