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94 Psychische Studien. XLIIL Jahrgang. 2. Heft. (Februar 1916).
Oliver Logde kaum einen Mystiker nennen — jedenfalls nicht in
demselben Umfange als Maeterlinck — doch wer Sir Oliver Lodge's
meisterhaftes kleines Buch „The War and After" gelesen hat, wird
sehen, daß er mit Maeterlincks Behauptungen in vieler Beziehung
tibereinstimmt. Sir Oliver ist tiberzeugt, so versicherte er mir,
daß das Universum, in dem wir leben, viel größer ist, als allgemein
angenommen wird, und er glaubt, daß noch viele und
größere Dinge zu entdecken sind und erklärt werden müssen, als
die Wissenschaft ahnt.
Ich machte Sir Oliver speziell auf eine Stelle in „The War
and After" aufmerksam, wo er behaupet, daß der gegenwärtige
Krieg ein Krieg mit „Fürsten und Gewaltigen", mit den „Herren
der Welt, die in der geistigen Finsternis dieser Welt herrschen",
sei3), und, so fuhr er fort: „Ich selbst glaube an Hilfe von oben,
und wir Unwürdigen sind Agenten von höheren Gewalten in diesem
schweren Konflikt" Ich bat ihn, mir zu erklären, was er damit
meine. Er antwortete:
„Ich bin getadelt worden, daß ich annehme, daß höhere Kräfte
auf unserer Seite kämpfen, und doch, wenn wir das nicht glauben
würden, so würden wir in einer sehr schwachen Stellung sein.
Die Mehrzahl der großen historischen Ereignisse sind mit voller
Kraft dieser Überzeugung geleitet worden — solche z. B., die ihre
Inspiration einem Cromwell, Abraham Lincoln und ähnlichen Führern
verdanken. Solche Überzeugung ist tatsächlich unbedingt notwendig
für einen endlichen Sieg. Insofern als wir fähig sind zu
urteilen zwischen recht und unrecht, ist das Recht auf unserer
Seite. [Die Urteilsfähigkeit scheint dem berühmten Physik-Professor
in der Politik leider vollkommen zu fehlen! — Red.]
Ferner, in. ofern als Ereignisse in der menschlichen Geschichte
durch Menschen herbeigeführt worden sind, so ist der einzige Weg,
auf dem höhere Kräfte wirken können, glaube ich, Anspornung
und Inspiration von menschlichen Agenten, ihre Arbeit zu tun.
Wir haben diesen Konflikt nicht gesucht, sondern er war uns aufgedrängt
. [Aha! Tatsächlich verdankt die Welt all dieses entsetzliche
Elend lediglich dem schmutzigen Konkurrenzneid und den
teuflischen Verhetzungen englischer Großmachtspolitiker. — Red.]
Wir gewinnen nichts dabei; er nötigte uns zu unermeßlichen Opfern,
doch alle besten Errungenschaften in der menschlichen Geschichte
sind nur auf Kosten von Opfern gemacht worden. Ohne Opfer kann
nichts Großes geschehen. Der Geist der Nation war wundervoll —
das schon scheint mir zu zeigen, daß wir Recht haben, und wenn
wir Recht haben, müssen wir die Kraft Gottes mit uns haben.
Der Geist der deutschen Nation war bemerkenswert, doch wir
müssen die Verhältnisse beurteilen nach ihren Früchten und alle
») Vergl. Paulus an die Epheser 6, 12. fW. E.)
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