Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 115
(PDF, 148 MB)
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Krauss: Suggestion und Autosuggestion.

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sichten verfolgt. Darin aber, daß eben eine fremde Beeinflussung
stattfindet, die den selbsttätigen Willen auszuschalten bemüht ist,
liegt immer eine große sittliche Gefahr. Was auf Freiheitsentziehung
, also auf Zwang beruht, führt nicht leicht zu erfreulichen
Ergebnissen.

Schon durch das stumme Beispiel kann eine sehr nachhaltige
suggestive Wirkung erzielt werden.. Es braucht jemand nur auf
einen beliebigen Punkt am Himmel oder im Wasser hinzustarren,
und ehe fünf Minuten vergangen sind, haben sich ihm ein Dutzend
Menschen zugesellt; schließlich ist eine Schar daraus geworden,
von der jedes denselben Fleck ins Auge faßt, ohne zu wissen,
warum, und ohne sich nach der Ursache zu erkundigen, weil man
sich doch durch Fragen keine Blöße geben will. Ungleich mehr
kann freilich durch Worte ausgerichtet werden. Neben der Einflüsterung
und Überredung dient schon als bewährtes Mittel der
Suggestion die einfache Behauptung, die das zu Beweisende als Tatsache
hinstellt. Es kommt nur darauf an, die Miene der unfehlbaren
Sicherheit zur Schau zu tragen. Sobald jemand mit eiserner
Stirn behauptet, hoch in den Lüften ein Flugzeug gesehen oder
aus der Ferne Kanonendonner gehört zu haben, sind flugs Hunderte
bereit, dasselbe nachzubeten und nachzuschwören. Der allerbeste
Bundesgenosse der Suggestion ist jedoch die Wiederholung, die
unermüdliche Wiederholung. Wer andere in den Bann seiner
Denkweise zwingen will, muß vor allem die Beharrlichkeit besitzen
, dieselben Dinge seinen Opfern so lange vorzureden, bis sie
sich ihnen mit unabweisbarer Festigkeit eingeprägt haben.

Darauf beruht ja auch im wesentlichen die Macht des Inserats
. Was man tagtäglich in den Zeitungen liest, glaubt man
zu guter Letzt, wie sehr man sich anfangs dagegen gesträubt haben
mag. Die beharrliche Wiederholung läßt die Meinung aufkommen,
man habe Dinge, die immer nur aus einer Quelle stammen, von
den verschiedensten Seiten vernommen.

Es ist nun aber eine Eigentümlichkeit der Suggestion, daß
sich ihr die Worte gar zu leicht in Lügen verkehren, daß sie auf
Täuschung, Irreführung, Betrug ausgeht. Und mit dem Betrug
geht der Selbstbetrug Hand in Hand. Der Suggestion tritt die
Autosuggestion ergänzend zur Seite. Gerade die Unermüdlichkeit,
mit der ein Mensch seinen P^gbenmenschen Dinge, die nicht wirklich
sind, einzureden sucht, bringt ihn schließlich selbst dazu, an
das Unwirkliche zu glauben, und seine eigenen Behauptungen oder
Lügen für bare Münze zu nehmen. Wer von uns ist nicht schon
einem oder einer von den Leuten begegnet, die so reizende Geschichtchen
zu erzählen wissen und für jeden neuen Zuhörer ihre
Anekdoten mit neuen Zügen ausschmücken? Was sie sich selbst
an Erlebnissen zuschreiben, ist aber meistens Flunkerei. Bei den
ersten Vorführungen wissen sie das auch ganz genau. Je öfter


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