Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 119
(PDF, 148 MB)
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Kaindl: Teleplastik und Fata Morgana. 119

sammenhang mit dem, was er am Tage gesehen und gingen in
die Traumbilder des Schlafes über. Aber schon diese »Schlummerbilder4
sind eine augenscheinliche Manifestation des im Bewußtsein
und Vorstellen platzgreifenden Traumgenius.

Ein sehr lehrreiches Gebiet ist sodann das des Traumes. Im
Traume zeigt sich die Psyche bereits so schöpferisch, daß sich
das Traumbild füglich als ein Mittelding und Mittelglied zwischen
dem Phantasiebild des Wachens und dem, was ich Eidolon genannt
, und was in den geisterhaften Erscheinungen seine rätselhafte
Rolle spielt, bestimmen läßt. Schon Schopenhauer
hebt die spezifische Verschiedenheit des Phantasiebildes, wie es
die wache Seele zu erzeugen pflegt, von dem Traumbild des
Schlafenden hervor. Ersteres sei schwach, matt, unvollständig,
einseitig, flüchtig; man könne das Bild eines Abwesenden kaum
einige Sekunden gegenwärtig erhalten, selbst das lebhafteste Spiel
der Phantasie halte keinen Vergleich mit der uns vom Traume
vorgeführten handgreiflichen Wirklichkeit aus. Es lasse sich dies
nicht durch den störenden und schwächenden Eindruck der realen
Außenwelt auf die Phantasie des Wachenden erklären, der im
Schlafe wegfalle; denn auch in tiefster Stille und Dunkelheit könne
diese Phantasie nichts hervorbringen, was der objektiven Anschau-
lichkeit des Traumes nahe komme. Die Gegenstände derselben
seien alle so bestimmt und deutlich, wie die Wirklichkeit, und das
nicht nur in allgemeinen Umrissen, sondern bis auf die kleinsten
Zufälligkeiten und Umstände hinein. So zeichne sich der Traum
auch durch die dramatische Richtigkeit der Charaktere und Handlungen
aus; daher die Bemerkung, daß jeder Träumende ein
Shakespeare sei. Die vom Traume erzeugte Täuschung sei so
stark, daß oft selbst die beim Erwachen vor Augen tretende Wir-
lichkeit Mühe habe und Zeit brauche, sich geltend zu machen und
uns von der trüglichen Beschaffenheit des gehabten Traumes zu
überzeugen. Man hat Beispiele von außerordentlich lebhaften
Träumen, bei welchen es denen, die sie gehabt hatten, beinahe unmöglich
wurde, sie für realitätslose Gebilde der träumenden Seele
zu halten. Berühmt ist in dieser Hinsicht der des englischen
Dichters Pope, in welchem ein Spanier dessen Bibliothek durchstöberte
, ohne sich an seine Anreden und Drohungen zu kehren;
Pope überzeugte sich erst nach längerer Untersuchung und Befragung
der Dienstboten, daß derselbe nichts weiter als ein Traumbild
gewesen.

Was ist nun das für eine versteckte Ursache, für ein Genius
oder Dämon, der uns das alles antut? Sind wir es selbst, so ist
es doch sicher ein ganz eigentümlich beschaffener Teil von uns,
der mit dem im Wachen herrschenden keineswegs in gegensatzloser
Einheit und reinem Frieden, nicht selten vielmehr mit ihm in
auffallendem Zwiespalt und Streite lebt. Er liebt es namentlich,

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