Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 126
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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126 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 8. Heft. (März 1916).

ersichtlich nichts weiter als eine dogmatische Formulierung der gewöhnlichen
Ansicht des „gesunden Menschenverstandes**: sie ist
der zum wissenschaftlichen Lehrsatz erhobene Ausdruck des naiven
erkenntnistheoretischen Realismus, der in den Sinnendingen unserer
Wahrnehmung wirkliche, an sich daseiende Dinge unmittelbar zu
ergreifen wähnt und mit dieser Verdinglichung unserer Empfindungen
zu wirklichen, unabhängig von uns bestehenden Elementen
unvermerkt in eine sensualistische Metaphysik hineingerät! —

Doch wir wollen uns nicht auf diese kurze Kritik seines
widerspruchsvollen Programms beschränken, sondern näher auf
die einzelnen Lehren des naiv-realistischen Positivismus und seine
angeblichen Beweise eingehen. Beginnen wir mit der Frage nach
dem Ursprung der Erkenntnis. — Hier finden wir P e t z o 1 d zu-
nächst im Gegensatz zu aller angeblichen Wissenschaft aus reiner
Vernunft. Es gibt, so betont er immer wieder, keine Erkenntnis
unabhängig von aller Erfahrung (18, 40, 185 u. a.). Und das ist
gewiß richtig. Kants Glaube an eine „Wissenschaft aus reiner
Vernunft** war nichts weiter als ein Irrtum (185). Alle Erkenntnis
beginnt mit der Erfahrung und stützt sich auf sie. Das erkennen
heute ausgesprochene Metaphysiker wie Ed. von H a r t -
mann2) ebenso entschieden an wie die Positivisten. Sie bestreiten
nur im Gegensatz zu diesen, daß es eine „Wissenschaft
aus reiner Erfahrung** geben könne. Und sie bestreiten es mit
Recht.. Petzold freilich versichert uns: die Erfahrung selbst *
.liefere uns alle Mittel zu ihrem Verständnis (46), und eine besonnene
Wissenschaft dürfe die Erfahrung .nach keiner Richtung "
hyi überschreiten (163): sie müsse* streng empirisch verfahren, \
nur mit Erfahrungsbegriffen arbeiten (20), und sich auf die vollständige
Beschreibung des Wirklichen beschränken (46,
70). _ Aber wenn wir diesen Forderungen nachkommen wollten,
dann müßten wir überhaupt auf jede Wissenschaft verzichten.
Denn eine „v ollständige Beschreibung des Wirklichen** ist wegen
dessen Mannigfaltigkeit und beständiger Veränderung (42) einfach
unmöglich. Und wenn sie möglich wäre, so würde sie doch
noch lange keine Wissenschaft und kein Verständnis der Erfahrung
geben. Sie böte nur ein überflüssiges Doppelbild der
Wirklichkeit, das ebenso wie diese selbst mit ihrer unübersehbaren
Fülle von Tatsachen unseren Geist nur verwirren und erdrücken
würde (42). Wollen wir uns in diesem Wirrwarr von zahllosen
neben- und nacheinander gegebenen Tatsachen zurechtfinden, so
müssen wir zunächst aus verschiedenen ähnlichen Erlebnissen die
gemeinsamen Bestandteile herausheben und sie zu einer Allgemein-

2) Vergleiche „Grundriß der Erkenntnislehre.* S. 1—62.


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