Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 127
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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gfchnehen: Zur Kritik des Positivismus.

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Vorstellung oder einem „Begriff* zusammenfassen (16, 24, 36).
Eben damit aber gehen wir schon über die Erfahrung hinaus. Und
noch mehr tun wir das, wenn wir die ersten so gewonnenen Begriffe
wieder zu höheren Begriffen zusammenfassen und so, von
Stufe zu Stufe aufwärts steigend, ein mehr oder weniger vollständiges
System von Begriffen herstellen, in das sich alle neu
hinzukommenden Erlebnisse mehr oder weniger bequem einordnen
lassen (36 f.).

Es gibt also in Wahrheit gar keine „reine Erfahrungswissenschaft
**. Und alles Gerede von einer solchen ist immer nur ein
Mißbrauch der Worte oder das Ergebnis eines verschwommenen
Denkens, das sich über sein eigenes Tun noch nicht klar geworden
ist. Alle wirkliche Erkenntnis ist, auch auf den niedrigsten Stufen,
immer schon das Ergebnis einer denkenden Bearbeitung der Erfahrung
. Und darum gibt es auch keine „sinnliche Erkenntnis**
im eigentlichen Sinn des Wortes; sondern es gibt nur eine „Vernunfterkenntnis
** (69). Denn alle Erkenntnis kommt nur dadurch
zustande, daß unser Geist die Erfahrung zu bestimmten Zwecken
bearbeitet. Ja, in der Erfahrung selbst stecken schon allerlei gedankliche
Zutaten darin. Denn was wir gewöhnlich „Erfahrung**
nennen, das kommt ja nur dadurch zustande, daß unser Geist die
einzelnen Sinneseindrücke unbewußt zu bestimmten Empfindungen
zusammenfaßt und zur räumlichen Anschauung ausbreitet. Und
es gibt darum im Grunde gar keine „reine Erfahrung**. Auch
dieser Begriff ist nur das Erzeugnis eines ziemlich unklaren
Denkens. Aber selbst wenn man davon absieht und jene vorbewußten
gedanklichen Zutaten (Synthesen) unseres Geistes ganz
leugnet oder sie mit in die angebliche „reine Erfahrung** einschließt
, so bleibt diese so gefaßte „Erfahrung** doch immer eine
bloße wirre Masse ineinander fließender Elemente. Und keine
noch so tief eindringende Analyse wird in ihr selbst jemals irgendwelche
Einheit, inneren Zusammenhang, Regelmäßigkeit oder
Gesetzmäßigkeit entdecken. Alles das wird erst durch logische
Zutaten unseres Denkens in die Erfahrung hineingebracht; in der
Erfahrung selbst als solcher aber liegt es nicht darin.

Das hat, wie schon früher H u m e für den Begriff der Kausalität
(148 f., 163),, so neuerdings, neben anderen, besonders J o h.
V o 1 k e 11 auch für die Begriffe der Gesetzmäßigkeit, der Regelmäßigkeit
und des einheitlichen Zusammenhanges eingehend nachgewiesen
.3) Und wenn P e t z o 1 d die Aufgabe der Wissenschaft
darin erblickt, die einzelnen Dinge und Vorgänge der Erfahrung
nach den verschiedenen Graden ihrer natürlichen Verwandtschaft
in ein begriffliches System einzuordnen und ihren ursächlichen Zu-

*) Joh. Volkelt: „Erfahrung und Denken", 1886. Abschn. II.
„Die reine Erfahrung als Erkenntnisprinzip\ S. 53—130.


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