Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 129
(PDF, 148 MB)
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Ludwig: Die Schrift: „Jisgl svvjtvLcov" des Synesios von Kyrene. 129

mancher Hinsicht angeeigneter erscheine, als unsere gewöhnliche
Wortsprache." Wem aber etwa die Ausführungen Schuberts als
zu altmodisch und phantastisch erscheinen möchten, der sei aufmerksam
gemacht auf den neuesten Zweig der Psychologie: die
psychoanalytische Methode! Wenn Synesios noch
diese Art der psychologischen Forschung erlebt hätte, wie freudig
würde er sie begrüßt haben, wie bereitwillig würde er seine eigenen
Theorien von abergläubischen Zutaten gereinigt und aus seiner
reichen Erfahrung Beiträge geliefert haben! Hat doch der
Wiener Arzt Dr. Freud, der Erfinder der psychoanalytischen
Methode, eine eigene Schrift über „Traumdeutung"^) verfaßt,
und seine Schüler publizieren eifrig immer neues Material.40)
Daß, wie diese Methode behauptet, sich im Traum gewisse im
Wachleben unterdrückte Regungen in bestimmten Bildern aus dem
Unterbewußtsein aufsteigend zeigen, halte ich für erwiesen.
Ebenso mag es aber auch geschehen, daß latente Krankheitskeime
sich in der Bildersprache der Seele im Traume ankündigen, was
nach Synesios freilich bereits Divination wäre.

2. Es ist unzweifelhaft festgestellt, daß der Geist auch
während des Schlafes weiter arbeitet, und
zwar bei besonders dazu veranlagten Naturen, zu denen auch
Synesios gehörte, ungewöhnlich lebhaft. Schubert bemerkt über
dieses Phänomen:41) „viele haben das, worüber sie sich im gewöhnlichen
, wachen Zustande ganze Tage und vielleicht auch da
noch vergebens würden abgemüht und abgearbeitet haben, in
einem einzigen glücklich kombinierenden Blick des Traumes gefunden
und vollendet". Ich kann die Richtigkeit der Beobachtung
unseres Synesios aus eigener Erfahrung bestätigen. Als ich noch
Pfarrer war, träumte ich zuweilen, ich müsse plötzlich unvorbereitet
auf die Kanzel und über einen gewissen Text predigen.
Außerordentlich rasch hatte ich die Disposition entworfen und
hielt ohne Anstoß die Predigt, mich dabei selbst wundernd, wie
logisch ein Satz sich dem vorausgehenden anschloß. Oder es
brachte mir der Traum die Lösung einer Schwierigkeit, insbesondere
eine befriedigende Disposition über ein Predigtthema, die mir
während des Tages nicht hatte gelingen wollen. Daß im T r a u m e
auch im Unbewußten liegende künstlerische
Veranlagungen sich offenbaren, habe ich oben

39) Leipzig und Wien 1900.

40) Vgl. z. B. Silber, „Symbolik des Erwachens und Schwellensymbolik
überhaupt" (Jahrbuch für psychoanalyt. Forschungen Bd. 3);
derselbe, „lieber die Symbolbildungtf (ebenda); derselbe, „Phantasie
und Mythos" (ebenda Bd, 2); Freud, „lieber Psychoanalyse* Leipzig
und Wien 1912. Er dürfte freilich in seinen Behauptungen manchmal
zu weit gehen. Vgl. ferner Steckel, „Die Sprache des Traumes"
1912.

41) A. a. O. S. 8.


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