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Briefkasten.
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Herr R. Kleinau stellte an der rechten Seite im Brunnen mit 10 m
Höchsttiefe unter der Brunnensohle einen starken Quellenlauf fest.
Die Bohrung und Erschließung wurde nach Vorschrift des Herrn
R. Kleinau vorgenommen und ergab ein sehr erfreuliches Resultat.
Trotz angestellten Dauerpumpens mit Maschine war die Quelle
nicht zu erschöpfen. („Berl. Tagebl/\ 15. Dez. 1915.)
Briefkasten.
Lehmann, Kötzschenbroda (bei Dresden.) — Da aus Ihrer Anfrage
leider nicht hervorgeht, ob Sie Herr oder Frau oder Fräulein sind,
indem Sie nicht einmal Ihren werten Vornamen beisetzen, kann ich
nur „geistweise" an Sie antworten. Ueber die körperlichen Empfindungen
der Sterbenden ist auch in den „Psychischen Studien"
schon manches — teils von Aerzten, teils von Wiedergenesenen, teils
auch augeblich von Verstorbenen veröffentlicht worden ; es ist mir
aber unmöglich, Ihnen das zusammenzusuchen, dazu habe ich weder
Zeit, noch die erforderliche Kraft (ich bin schwer nervenleidend
und war in letzter Zeit überdies an akutem Muskelrheumatismus vier
Wochen bettlägerig; so daß ich mit dem Best meiner physischen
Kraft sparsam umgehen muö). Ich kann Ihnen also nur in Kürze
mitteilen, was ich teils aus eigener Beobachtung am Sterbelager von
Angehörigen, teils aus Zeitungsnotizen in Erinnerung habe. Offenbar
ist der Zustand je nach der Körperbeschaffenheit und dem
Temperament der Sterbenden ein sehr verschiedener. Völlig schmerzlos
stirbt man bekanntlich beim Schlaganfail (Herz- oder Gehirnschlag
). Auch sonst ist nach ärztlicher Ansicht mit Sicherheit anzunehmen
, daß im Augenblick des Sterbens selbst immer Bewußtlosigkeit
eintritt, also nichts mehr empfunden wird. Häufig geht
aber diesem letzten Augenblick, besonders nach langwierigen Krankheiten
(z. B. bei Asthmatikern, zu denen ich leider selbst gehöre,)
und bei zäher Lebenskraft langwieriger und oft sehr schwerer Todeskampf
voran; die sog. Agonie kann dann Stunden, ja Tage lang
dauern und äußerst qualvoll sein, so daß die Sterbenden um Erlösung
schmachten und sie zu betäuben, bezw. zu töten bitten,
„Sterben ist nicht leicht", hörte ich selbst schon von solchen äußern,
die verhältnismäßig schnell endeten. — Was die angeblichen Mitteilungen
Verstorbener betrifft, die durch „Medien" erlangt werden,
so ist man bekanntlich dabei niemals ganz sicher, ob es sich wirklich
um eine Kundgebung aus dem „Jenseits* oder bloß um somnambule
Traumphantasien, bezw. um eigene, unbewußte Gedanken
der Mittelspersonen oder anderer anwesender Personen handelt. Die
meisten dieser scheinbaren „Botschaften* lauten mit auffallender
Uebereinstimmung in den Hauptpunkten dahin, daß der Tod ein
wahrer Befreier von allen irdischen Leiden sei, man fühle sich unendlich
erleichert, ja selig, falls nicht Gewissensqualen vorliegen,
und komme in einen geradezu beneidenswerten Zustand, in herrliche
Gefilde in einem von himmlischer Musik erfüllten „Sommerland".
Andererseits freilich wird behauptet, daß Menschen, welche Verbrechen
begangen haben, an den Ort ihres Verbreebens, wo sie
dann „spuken", mit ihrem „Astralleib* (ev. sichtbar) gebannt bleiben,
wobei sie seelisch namenlos leiden, besonders nach spiritistischen
Zeugnissen die Selbstmörder, bei welchen die verzweifelte Stimmung,
in der sie ihre unglückselige, meist unüberlegte und pflichtvergessene
Tat begingen, noch lange fortzuwirken scheint. Leidenschaftlich
erregte Sinnenmenschen scheinen unter der unseligen Qual ihrer
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