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Kaindl: Teleplastik und Fata Morgana.
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plauder „Maximil ians**. Seinen Höhepunkt aber erreicht das
atembeklemmende Grauen, als dieser, aus eigenen Erlebnissen berichtend
, vor den Augen der Sterbenden die dem Okkultisten vertraute
, rätselvolle Erscheinung des „Geistertheaters" sich abspielen
läßt, in dem die lebende Laurence wie unter der Gewalt einer
schweren Hypnose, gewohnheitsmäßig die ihr früher in dieser Umgebung
zugedacht gewesene Rolle der Tänzerin übernimmt, sich
wie selbstverständlich dem Totentanze einreihend. —
(Schluß folgt.)
Teleplastik und Fata Morgana.
Von Alois Kaindl (Linz a. D.)
(Fortsetzung von Seite 1.2.)
Die Unterhaitungen alle zu beschreiben, die Blake in Prosa
mit Dämonen, und in Versen mit Engeln hatte, würde Bände erfordern
, und eine gewöhnliche Galerie wäre nicht hinreichend, die
Zeichnungen alle aufzunehmen, die er von seinen gespenstischen
Freunden entwarf. Daß alles dies wirklich und wahr sei, war seine
feste Überzeugung, und — so ansteckend war sein Enthusiasmus,
daß mehrere scharfsinnige und empfindsame Personen, welche
Zeugen seiner Begeisterung waren, die Köpfe schüttelten und bemerkten
: er sei doch immer ein außerordentlicher Mann, und
man könne nicht wissen, ob nicht dennoch etwas an der Sache sei.
Einer seiner Brüder, ein nicht ungeschickter Künstler, veranlaßte
ihn häufig, Porträts von den Geistern zu entwerfen, die ihm erschienen
. Die günstigste Zeit für diese Engelsbesuche war von
neun Uhr abends bis um fünf Uhr morgens, und so folgsam waren
diese sonderbaren Gäste, daß sie sogar auf den Wunsch seiner
Freunde erschienen. Zuweilen ließ ihn indes eine Gestalt, welche
er zeichnen wollte, eine Zeitlang warten, und er saß, mit seinem
Bleistift und Papier bereit, und starrte mit den Augen in die leere
Luft; plötzlich zeigte sich die Erscheinung, und er begann zu
arbeiten, wie ein Besessener. Er wurde einmal aufgefordert, ein
Bild von William Wallace zu skizzieren; Blake's Auge leuchtete,
denn er bewunderte die Helden der Vorzeit enthusiastisch.
„William Wallace!** rief er; „ich sehe ihn jetzt; da! da! wie
adelig er blickt! gebt mir geschwind mein Zeug!** Nachdem er
eine Zeitlang gezeichnet hatte, mit derselben Sicherheit der Hand
und des Blickes, als ob eine lebendige Person vor ihm säße, hielt
Blake plötzlich inne und sagte: „Ich kann ihn nicht zu Ende
bringen; Edward der Erste ist zwischen ihn und mich getreten.**
„Das ist ja vortrefflich,*' sagte sein Freund, „denn ich wünschte
auch Edward's Porträt zu haben.** Blake nahm sofort ein anderes
Blatt Papier, und warf darauf die Züge des Plantagenet hin;
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