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Kaindl: Telepathie und Fata Morgana.
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irdische Eruption, das neue Fundament des Gebäudes einstürzen
ließ und die Fortsetzung der Arbeiten verhinderte. Gregor von
Nazianz (Oratio I, ad Julianum) erklärt stolz, daß dieses Wunder
von niemandem, auch von keinem Ungläubigen geleugnet werde.
Seine Beh auptung, so seltsam sie auch erscheinen kann, findet
dann durch das unerwartete Zeugnis des Ammianus Marcellinus,
sogar eines Freundes von Julian, seine Bestätigung. Dieser schreibt:
,Als Alipius unter Mithilfe des Statthalters der Provinz mit allem
Eifer und Fleiß der raschen Ausführung der Arbeiten oblag,
kamen schreckliche Feuerkugeln aus den Fundamenten hervor
und machten durch ihre öfteren und wiederholten Angriffe zeitweise
den Platz für die Arbeiter vollständig unzugänglich, die dadurch
verbrannt und von einem heftigen Wirbelwind fortgeschleudert
wurden. Das siegreiche Element fuhr solange fort, die
Arbeiter von der Arbeitsstätte fern zu halten, bis man schließlich
sich gezwungen sah, die Unternehmung fallen zu lassen. (Ammianus
XXIII, § f.)
Auch berichtet Ambrosius (Bd. II, Epist. IX), Chrysostomus
(Advers. Judaeos et Gentes, Bd. I, S. 580; De Sto Babyla Bd. II,
574), ferner Sozomenes, Ruffinus und Philostorgius ebenfalls
von diesem Vorfall und erwähnen sogar noch einige wunderbare
Nebenerscheinungen. So haben sich auf den Kleidern der
jüdischen Arbeiter geheimnisvolle schwarze Kreuze gezeigt und
am Firmament wäre in der Nacht ein hellstrahlendes Kreuz sichtbar
geworden. Zu den Schriftstellern, die von diesem eben genannten
Wunder Erwähnung tun, gehört Gregor von Nazianz (Oratio I ad
Julian.), welcher in demselben Jahre schrieb, als sich diese Tatsachen
zugetragen haben sollen.
„In einem Kriege gegen die Perser,*' heißt es in Rotteck's
Weltgeschichte, „nachdem er eines Feldherrn aus der schönsten
Römerzeit würdig gestritten, nach anfangs glücklichem Erfolge,
wurde er in den verhängnisvollen Ländern jenseits des Tigris zum
Rückzüge gezwungen, blieb in Not und Gefahr immer sich selber
gleich, empfing in der Schlacht eine tödliche Wunde und starb als
Held und Weiser (26. Juni 363 n. Chr.).
Viele nicht christliche Historiker, darunter der berühmte
Libanius, vermuten, daß Julian seinen Tod den Christen zu verdanken
habe, die ihm bereits öfters nachgestellt hatten, um ihn
aus der Welt zu schaffen. Dagegen behaupten wiederum die
Christen, daß die Geduld Gottes erschöpft gewesen sei und daß er
wunderbarer Weise durch einen Pfeil des Märtyrers St. Merkurius
verwundet worden wäre, der einige Jahre vorher gestorben war
und seine schöne Absicht dem St. Basilius vorher angekündigt
hatte, als dieser während des Gebetes in Ekstase verfiel. St. Basilius
teilte bald sein Gesicht den Brüdern des Klosters mit, und diese
beschworen ihn, solange Schweigen zu beobachten, bis die Nach-
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