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Dobberkau: Zar Geschichte des Spiritismus.
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Wahrnehmung und deren besonderer individueller Besonderheit
denken können! Die wirkliche Welt, die „unabhängig von uns"
dasein soll, ist uns also wieder entschlüpft. Und wenn wir wirklich
an ihrer Existenz festhalten und sie ohne Widerspruch denken
sollen, dann müssen wir es notwendig auf einem anderen Wege
versuchen, als auf dem des naiven Realismus oder naiv-realistischen
Positivismus. —
Zur Geschichte des Spiritismus.
Studien von E. W. Dobberkau.
III.
Die Chinesen haben zwei Religionen: den Glauben an die
Geister ihrer Verstorbenen und den Glauben, den Buddha in Indien
begründete. Der heilige Franziskus Xaverius schildert das Fest
der Toten in folgender Weise: Im August feiern die Chinesen
zweimal die Wiederkehr ihrer Verstorbenen, denen sie mit Fackeln
entgegen gehen, ihnen Speise und Trank mit liebevoller Begrüßung
anbieten und sie in ihre Wohnungen geleiten. Dort
werden sie bewirtet und nach zwei Tagen wieder dorthin zurückbegleitet
, wo sie empfangen wurden. Dasselbe berichtet 200 Jahre
später Boulanger von den Chinesen und Japanern. In China hat
jede bessere Familie ihr Zimmer der Ahnen, wo ihre Bilder stehen,
sie verehrt und um Rat gefragt werden. Dies geschieht mittels
schreibender Tischchen, deren einer Fuß eine Feder oder einen
Bleistift hält. Auch setzt man sich um einen Tisch herum, auf
dessen Platte ein von der Decke herabhängender Pfeil hinabreicht
. Man legt die Hände auf den Tisch, der sich bewegt und so
dem Pfeil Zeichen auf die Tischplatte zu schreiben ermöglicht.
Diese Zeichen enthalten die Antworten auf die Fragen, die an die
Geister der Ahnen gerichtet werden.
Also — Tischrücken!
Ähnlich verfährt man mit einem Pinsel.
Diese Erfindung wird schon von Konfutse angedeutet. Er
scheint sie den Chinesen gegeben zu haben. Ebenso bedient man
sich eines Kürbisses, der ein Stäbchen trägt, das in der Hand
eines Kindes oder eines Schriftunkundigen Buchstaben in den
Sand zeichnet und so ebenfalls Antworten erteilt. Bei diesen Versuchen
ist stets ein Medium anwesend, das als Vermittler gilt
zwischen den Fragenden und den Ahnen, die demnach noch lange
nach ihrem Tode die Geschicke ihrer Familien leiten.
In Tibet ist es der Groß-Lama, der immer wieder als Knabe
zur Erde zurück kehrt und seine Mönche leitet, wenn seine bisherige
irdische Verkörperung dem Tode verfiel. Den betreffenden
Knaben bezeichnet gewöhnlich das Orakel Tschurtschun. Doch
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