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Dobberkau: Zur Geschichte des Spiritismus.
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Die Etrusker waren Totenbeschwörer. Sie verehrten in ihren
Penaten und Laren Hausgötter und deuteten aus Blitzen, den
anderen Naturwundern und den Eingeweiden der Opfertiere
Orakelsprüche, welchen Brauch von ihnen die Römer übernahmen.
Die Acherontischen Bücher des Etruskers Bachitydes enthalten die
Lehren von der Läuterung, der Belohnung und Bestrafung der
Seelen im Jenseits. Wir finden sie später im Christentume wieder
als Lehren vom Fegefeuer, von der Hölle und vom Himmel. —
Auch der Spiritismus ist — leider — davon erfüllt, besonders die
Richtung, die Prof. H. Rivail (Allan Kardec) begründete. —
Die Juden sahen die Götter der anderen Völker als Geister
an, als Dämonen, und glaubten, ihr Jehova sei der Schöpfer des
Himmels und der Erde und „Richter unter den Göttern" (Psalm
82, Vers 1). Erst nach der babylonischen Gefangenschaft findet
sich in der Bibel der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele. Vorher
werden nur irdische Belohnungen verheißen oder irdische
Strafen angedroht, auch wird betont, daß das Blut die Seele sei
(5. Mose 12, Vers 23). Die loten wissen daher nichts, ihr Gedächtnis
ist vergessen, denn m der Hölle, wohin die Seele fährt,
ist weder Werk, Kunst, Vernunft noch Weisheit. (Prediger Salo-
monis Kap. 8, Vers 15 und Kap. 9, Vers 5 u. 10.)
Das Befragen der Toten war verboten und wurde mit dem
Tode durch Steinigung bestraft — eine unglaublich rohe Hin-
richtungsart! Nur die Zauberinnen sollte man leben lassen. Bekanntlich
begründete man auf dieses Verbot im Mittelalter die
Hexenverfolgungen, denen 8V2 Millionen Menschen während drei
Jahrhunderten zum Opfer fielen, so daß Deutschland dadurch
fast entvölkert wurde. —
Hosea beklagte sich darüber, daß die Juden ihr Holz befragten
und ihre Stäbe predigen ließen — also Geisterverkehr
pflegten. So wenig befolgte man dieses Verbot.
Die Bibel, Maimonides, Hermes Trismegistos und Philon von
Bibles berichten, daß die Juden kleine Bildsäulen hatten, die sie
„Theraphim" nannten, die sie um Rat fragten und die Orakel erteilten
. Sie sind bei den Aramäern als Schutzgötter noch heute in
Gebrauch. Sie wurden als der Sitz guter und böser Geister angesehen
. Die Rabbiner behaupteten, daß die „Theraphim"
sprechen konnten. Nach Rabbi Elihazar und Tautschumann und
der Weise einen „Theraph", daß man einen erstgeborenen Sohn
nach dem Paraphrasten Jonathan verschafften die Juden sich in
tötete, seinen Kopf abschlug, diesen mit Salz und Öl reinigte, ihn
in eine Mauerblende stellte und unter seine Zunge ein Metall-
plättchen legte, auf dem der Name eines Geistes geschrieben stand.
Dann zündete man eine Lampe vor diesem „Theraph" an und rief
den Geist an.
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