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200 Psychische Stadien. XIJJ1. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1916.)
hören, neben dem Studium der Erfahrungen anderer, um einigermaßen
sicher arbeiten zu können. Eine ReiJe ist da, wenn die
Ringbahnen für den Pendler einen bestimmten Stillstand zu erreichen
pflegen, der sich in einer gewissen Gegenwirkung, 7. B.
Zusammenziehung der Armmuskeln, äußert.
Nachdem Friedrich Kallenberg entdeckt hat, daß die Schrift
und die Photographie eines Menschen, ja sogar die Photographie
von der Schrift und dei tausendfache lichtmechanische Abzug
davon (Autotypie) gerade so auf den Wünschelring wirken, wie
das dargestellte Urwesen, das die Schrift geschrieben hat (d. h.
daß sie einander entsprechende Pendelbahnen haben), ist der Weg
gegeben gewesen, auf dem neues Wissen sich aufbauen konnte.
Die Eigenbahnen der Stoffe, mit denen oder auf die geschrieben,
gezeichnet, gemalt, photographiert wurde usw., werden durch die
lebendigen Spuren (Tatspuren) des Urhebers oder Urwesens vollständig
unterjocht.
Von diesen Feststellungen ausgehend, habe ich mein besonderes
Fach, die Kunstgeschichte, zum Gegenstand von Untersuchungen
mit dem Wünschelring genommen, u. z. die Malerei.
Es läßt sich nämlich, wenn man eine beglaubigte Handschrift
eines Künstlers hat, und zur Handschrift rechnet selbstverständlich
die Handzeichnung, von dieser ausgehend feststellen, ob
dann ein Gemälde von diesem Künstler wirklich gemalt ist oder
nicht, ob es Wiederherstellungsspuren aufweist, bzw. Mitarbeiter-
schaften von Schülern. Ein Gemälde ist eben der Handschrift
gleich zu setzen. Um Personen von Mitarbeitern an einem Bild
feststellen zu können, bedarf es natürlich wieder derer Hand-
schr.ften zum Urteil und Vergleich. Man kann auch statt von
Handzeichnungen von einem unzweifelhaft beglaubigten gut-
erhaJtenen Gemälde ausgehen. Daß die Untersuchungen an der
Photographie von Gemälden, bzw. Zeichnungen an den Autotypien
geschehen kann, statt am Urbild, ist eine ungeahnte Ausblicke
eröffnende Erleichterung des Studiums. Vorausgesetzt ist
natürlich, daß an Photobild und Autotypieklischee keine Ausbesserungen
stattgefunden haben. Sie könnten ohne Grund auf
Wiederherstellungen oder Mitarbeiter Vermutungen wecken. Für
die Prüfungen ist es auch von der allergrößten
Wichtigkeit, daß die u n b e s c h a 11 e t e n Bildflächen
vor dem Versuch n i c h «t berührt worden
sind ! Denn selbst die Berührung flüchtiger Art, wie man
sie achtlos beim Aufschlagen einer Seite durch Glattstreichen vornimmt
, kann eine manchmal tagelang wahrende Verwirrung in den
Eigenbahnen der Handschriften hervorbringen. Am besten ist es,
die Seiten vorsichtig aufzuschlagen und sofort die Versuche vorzunehmen
. Daß Berührung die Bahn der Wesen stört, war
Amoretti und manchem anderen, auch Job. K. Bähr, noch unbe-
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