Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 208
(PDF, 148 MB)
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208 Psychische Studien. XLIIJ. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1916.)

Frankreichs gerechte Rückforderung eines zu über 90 Proz. deutschen
Landes, Rußlands Anspruch auf die Erfüllung pansla-
vistischer Träume und Deutschlands militärischen Imperialismus?

Doch wenn den geistigen Massenepidemien vergangener Zeiten
wenigstens in der Regel das Zugeständnis gemacht werden kann,
daß ihre Urheber meist leidenschaftserfüllte, wenn
auch oft irregeleitete Menschen waren, so erscheint in den
suggestiven Gewalten moderner Zeit viel häufiger der kühl-
rechnende Verstand des geld- oder machtgierigen
Führers, der in der Kenntnis der Gewalt seines Wortes oder seiner
Feder die lenksame Volksseele dahin führt, wohin sein eigennütziges
Interesse sie geführt sehen will. Zweifellos hat mit der
Entwicklung der Verkehrsmittel, mit Eisenbahn, Presse, Telegraph
und Telephon die Technik der seelischen Menschenbeherrschung
ungeheuer an Bedeutung gewonnen und ist so imstande, auch beim
Mangel der begeisternden Kraft edler Überzeugung durch die klug
berechnete Wahl ihrer suggestiven Mittel die Masse in ihre Gewalt
zu bekommen und in ihr zu behalten. Und so gewinnt die suggerierte
Idee, obwohl sie von Haus aus grundverschieden
von dem Wahne eines geisteskranken Menschen ist, doch gelegentlich
in gewissen Epochen der Geschichte eine Macht über
die Gemüter der Menschen, die dem Wahne des Kranken nicht viel
nachzugeben scheint. In ihrer psychologischen Struktur bleibt sie
aber doch ein dem Wesen nach korrigierbarei Irrtum
und der Lauf der Geschichte hat ja auch immer gezeigt, daß die
Korrektur eintritt, sobald die Selbstbesinnung zu ihrem Rechte
kommen kann.

Unendlich ist nun die Zahl der Irrtümer, von der wir
die europäische Menschheit heute erfüllt sehen. Nur Weniges sei
hier genannt. Wir haben mit Schrecken erlebt, daß sie imstande
waren, einen Erdteil in Brand zu stecken. Wir sehen den tiefen
Irrtum unserer westlichen und östlichen Feinde über des deutschen
Volkes Art und Wesen, wir lächeln über ihren,
auch von vielen Neutralen geteilten Irrtum, daß die Verfassungsform
eines Staates den wichtigsten Maßstab für die
Freiheit eines Volkes bilde, so daß eine Hand voll advokatischer
Streber am Gängelband des Großkapitals als bessere Leiter der
Völkergeschichte bewertet wird, als der sittlich hochstehende Fürst
unseres deutschen Staatswesens. Wir erleben*den Irrtum vom
Wert internationaler Verträge, hinter denen keine
machtvolle internationale Vollstreckungsgewalt steht. Wir erkennen
den weitverbreiteten Irrtum von der maßgebenden Bedeutung von
Blut und Rasse, die gegenüber der bindenden Macht des
staatlichen Lebens an Einfluß verloren hat. Wir bemerken
den edlen, aber irrigen Glauben an die Gewißheit
des Sieges einer Sache um ihrer Gerechtig-


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