Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 209
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Gaupp: Wahn und Irrtum im Leben der Völker.

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K e i t willen. Als Stärkung des Gemütes ist dieser Glaube erhaben
und nützlich. Aber die Härte der Zeit und die Größe der
Not zwingt zu der klaren Einsicht, daß wir den Willen Gottes und
den Sinn der Geschichte nicht kennen und daß wir deshalb besser
tun, uns auf die Schärle unseres Schwertes und die Güte unserer
Technik zu verlassen als auf das Recht unserer guten Sache.
Stumme Entschlossenheit zum Siege ist
unsere oberste Pflicht, deren Erlüllung freilich durch gläubige?
Vertrauen erleichtert wird.

Als weiteren Irrtum beobachten wir die kurzsichtige Verwechslung
kritischer Besonnenheit mit lähmendem
Pessimismus, die verhängnisvolle Gleichsetzung
optimistischer Sorglosigkeit mit zielsicherer
Entschlossenheit. Wie rasch ist Presse und Publikum
bei der Hand, den einen pessimistischen Schädling zu nennen, der
nicht jede Fantasterei mitmacht, die der Jubel einer siegesfrohen
Stunde durch die Herzen und über die Lippen der Masse ziehen
läßt. Wir dienen dem Vaterlande besser, wenn wir nicht daran
glauben, daß unsere Feldgrauen auf Flößen nach England hinüberwandern
und das englische Reich im Handstreich erobern;
denn wir suchen mit größerer Ausdauer und tieferem Ernst nach
den wahren Möglichkeiten des Sieges. Wir fordern mit mehr
Energie die volle sittliche Kraft und selbstlose Pflichterfüllung in
der Heimat, wenn wir die Schwere der Aufgabe erkennen und alles
kindliche Prahlen von der Schwelle weisen.

Einen Irrtum gilt es vor allem klar zu sehen, wenn wir
Deutschlands Zukunft auf Jahrhunderte sichern wollen. Es ist der
Irrtum von der Unverwundbarkeit der eigenen
Volkskraft. Die Größe dessen, was wir, aufgerüttelt und
geläutert durch die Not, mit Hilfe unseres Volkes leisten, darf uns
nicht blind machen gegen die ernsten Gefahren, die unserer deutschen
Kultur aus der eigenen Mitte drohen. Wir leben jetzt seit
19 Monaten unter der strengen Herrschaft der Zensur; um
der geschlossenen Stimmung des Volkes willen bringt uns die
Zeitung den wohltuenden Kontrast zwischen der feindlichen
Schwäche und der eigenen Kraft mit kluger Auswahl täglich zum
Bewußtsein. So schwer erträglich diese andauernde Einseitigkeit
in Darstellung und Verschweigung der Geschehnisse dem der unbedingten
Wahrheit ergebenen Mann sein mag, — er kann sie ertragen
um der vielen Schwachen und Haltlosen willen, die dadurch
geschützt und gestützt werden. Aber er soll nicht blind werden
gegen die Gefahren im eigenen Lager. Eine wilde Profit -
gier zehrt am Marke unseres Volkes, fieberhaft muß die Gesetzesmaschine
in Berlin arbeilen, um der Habsucht und schamlosen
Ausbeutung mit Strafgesetzparagraphen entgegenzutreten.
Ängstlichkeit, Trägheit und Genußsucht haben in den letzten Jahr-


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