Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 215
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Eben-Lederer: Heinrich Heine und das Uebersinnliche. ^15

einst, der Papagei meiner Frau habe lustig im Käfig Zucker ge-
knappert und sei dann plötzlich tot zu Boden gestürzt. Meine
Frau verfiel über diesen Verlust in heftiges Weinen. Bald darauf
trat sie jedoch mit lachender Miene in mein Zimmer, einen wiederbelebten
Papagei auf der Hand tragend. Dies mein Traum, den
ich morgens meiner Frau erzählte. Nachmittags
darauf saß ich mit ihr am Kamin, mit ihr den Anzug für
einen Ball verabredend; der Papagei knapperte im Käfig Zucker
und fiel plötzlich tot hin. Meine Frau brach in heftiges
Weinen aus. — Bald darauf schenkte man meiner Frau einen
neuen Vogel, den sie mit Lachen zu mir hereinbrachte. Das war
das wiederbelebte Tier! — Wenn dies einen ganz gleichgültigen
Gegenstand betreffende Faktum religiöser Natur gewesen wäre, so
würde es jedermann als eine religiöse Vision, als eine Ekstase bewundert
haben!" Karpeles fährt fort: „Heine war so sehr von
der Wichtigkeit dieser Geschichte überzeugt, daß er durch die Erzählung
förmlich in Feuer geriet und am Schlüsse, drei Finger
emporhebend, ausrief: „Ich schwöre beim Geiste meiner Mutter
(die Heine bekanntlich heiß gellebt hat), daß ich die Geschichte
so erlebt habe, wie ich sie erzählt!" — Wir aber sind den Aufzeichnungen
des Philosophen und den Bemühungen des Biographen
, der keine Mühe gescheut hat, diese Aufzeichnungen ausfindig
zu machen und zu ergänzen, aufrichtig dankbar dafür, daß
sie uns dies Hellgesicht des Dichters, das einen neuen Beweis für
seine Medialität erbringt, aufbewahrt haben! — Man kam nun
auf Swedenborg zu sprechen, und Heine erzählte, er habe in
jungen Jahren einmal eine Travestie auf Swedenborgs „Paradies"
voll von Gold und Silber und Edelsteinen gedichtet, diese jedoch
vor kurzem, damit sie nicht veröffentlicht werde, verbrannt. -
Fichte teilte ihm nunmehr auf sein Verlangen das Wichtigste über
Swedenborgs Persönlichkeit und Lehre mit. Das Gespräch
zwischen Heine und dem Philosophen hielt sich immer auf gleicher
Höhe und gipfelte schließlich in der Frage vom höchsten Gotte.
Gerade hier aber sprach sich Heine in ganz besonders weicher,
fast kindlich-naiver Weise aus: „In der Krankheit hat man den
lieben Gott nötig, in der Gesundheit vergißt man ihn." Gleichwohl
scheiterte der Versuch Fichtes, dem Dichter die Gewißheit
der Seelenfortdauer nach dem Tode unabhängig vom Gottesglauben
, allein aus der menschlichen Natur heraus, zu erklären,
bei Heine vollständig. Mit der Erörterung dieser
Dinge fand die Unterhaltung ihren feierlichen Abschluß. —

Im Nachwort zum „Romanzero" finden wir einen Widerhall
dieses Gespräches; ob aber der „ernsthafte** deutsche Philosoph
mit dem geistreich-ironisierenden Tone dieses Nachwortes, in dem
Heine „brühwarm benutzen konnte, was Fichte über Swedenborg
gesagt hatte**, sehr zufrieden gewesen ist? —

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