Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 216
(PDF, 148 MB)
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216 Psychische Studien XLI1I. Jahrg. 5. Heft (Mai 1916)

Im tiefsten Grunde verständlich erscheint dem Heinekenner
der Umstand, daß dem Dichter die Gewißheit der Seelenfortdauer
unabhängig vom Gottesglauben nicht zu beweisen war; die
Frage der Unsterblichkeit erschien ihm untrennbar von der eines
persönlichen Gottes. Hatte ihn doch das „himmlische Heimweh*'
befallen und zum persönlichen Gotte zurückgeführt: — vor die
bunte Szenerie des Lebens ist ein dunkler Vorhang gefallen, der
ihn, den Lebendigbegrabenen zu Einsamkeit und Stille verdammt,
die nur hier und da unterbrochen wird durch das helle Lachen
seines Weibes. — Die Stunden werden zu Ewigkeiten, die Zeit
„ die graue Riesenschnecke'* reckt weit ihre Herner aus. Er hat
Muße, zu dulden. Bei Tage läßt er sich aus dem uralten heiligen
Buch seiner Väter, der Bibel, vorlesen, — in der Nacht aber,
wenn die Schritte der Frau und der Pflegerin verhallt sind, schauen
die armen, gelähmten halbgeschlossenen Augen tief nach innen;
„das reflektierende Bewußtsein** tntt zurück, und die rätselhaften
göttlichen Gewalten, denen er zu eigen ist, schlagen weit ihre un-
ergründlichen Augen auf. O - Je Natur laß? ihn, den sie so
sehr geliebt hat, nicht verzweifeln, ihn, der in stiller,
starker Hoffnung, in stolzer Zuversicht nach
innen blickt, wissend, daß ein Trost nur aus den Tiefen des
eigenen Ich emporsteigen könne. — Und alles wird „Offenbarung
". — Alte, längst vergessene Kindheitserinneiungen, die so
lange latent geschlummert, kommen herauf, erschüttern und beglücken
ihn wie ein neu Erlebnis . . . Die Riesengestalt des
Moses steht plötzlich wieder vor ihm, altvertraut; — der Sinai
ist sein Postament und sein Haupt berührt die Sterne . . . Doch
nein — nicht Moses — Jehovah selber ists, — jener alte Jehovah,
den er in Wort und Tat so tief verleugnet, insbesondere zu jener
Zeit, als er, unter dem Einfluß der HegeFschen Philosophie, „selbst
der liebe Gott** zu sein glaubte! „Ich bin froh, meiner angemaßten
Glorie entledigt zu sein; — ich bin nur noch ein armer
Mensch, — ein armer, totkranker Jude! . . . Ach, — der Spott
Gottes lastet schwer auf mir! Die Lauge der Verhöhnung, die der
Meister auf mich herabgeußt, ist entsetzlich, und schauerlichgrausam
ist sein Spaß! Demütig bekenne ich seine Überlegenheit
und beuge mich vor ihm im Staube!**

Aber nicht nur im Zorn redet Jehovah mit ihm, — nein —
auch in Liebe. —

Und nur aus dieser tief innerlich erlebten Liebe, aus dem
kindlichen Vertrauen des Geschöpfes zu seinem allgütigen Vater
sind des sterbenden Heine letzte Worte zu verstehen:
„Dieu me pardonnera, c'est son metier!**

Zum Schluß möchte ich noch kurz seltsame Erlebnisse erwähnen
, die Camilla Seiden anläßlich Heines Tod berichtet, —


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