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Kaindl: Teleplastik und Fata Morgana.
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würden. Die Mauern wurden in ihrem Grunde erschüttert, so daß
man glaubte, das ganze Gebäude stürze zusammen. Von den
Steinen wurden Wände und Bettstätten versehrt, die Füße der
letzteren entzweigespalten, die Pfosten weggeschlagen, daß die
Betthimmel niederstürzten, Lichter und Feuer ausgelöscht, die
Holzscheiter auf- und niedergeschleudert, die Leute mit grünem,
stinkendem Wasser übergössen, alle Fenster eingeworfen; getötet
wurde aber doch niemand. Nur einem, der sein Schwert zog, ging
es schlecht; eine unsichtbare Hand ran^ es ihm ab und stieß ihn
mit dem Knopf vor die Stirne, daß er betäubt wurde. (Robert
Plot, Professor der Chemie und Verfasser der Naturgeschichte von
Oxfordshire 1677, hat diese Geschichte zuerst bekannt gemacht,
nachdem er sich von ihrer Wahrheit gründlich überzeugt hatte.)"
„Ob mit der plötzlichen Erscheinung solcher Körper, wie sie
in den Spukgeschichten vor Augen tritt, die Meteorsteine verglichen
und in Zusammenhang gebracht werden können, die Frage
getraue ich mir nicht zu beantworten. Zur Vergleichung ladt
manches ein. So laßt sich an die sehr charakteristische, oft pech-
artig glänzende Rinde der Meteorsteine, sowie an das donnerartige
Getöse erinnern, unter welchem sie zur Erscheinung kommen. Eine
Art der bekannten und wissenschaftlich anerkannten Steinfälle ist
die, wo die Massen aus einem bei heiterem Himmel plötzlich sich
bildenden kleinen, sehr dunklen Gewölke, unter einem Getöse, das
einzelnen Kanonenschüssen gleicht, herabgeschleudert werden.
Ganze Landstrecken finden sich zuweilen durch ein fortziehendes
Gewölke der Art mit lausenden von Fragmenten sehr ungleicher
Größe, aber gleicher Beschaffenheit bedeckt. (Humboldt, Kosmos
J, S. 22, 134.) Die Meteorsteine sind beim Fallen zerreiblich, verhärten
sich allmählich, sind, nach dem Herabfallen beiührt, heiß,
und haben somit sehr viel Ähnlichkeit mit den rätselhaften Spuk-
und Gespenstersteinen. So wie man die Meteorsteine chemisch
untersucht und zerlegt hat, so sollte man auch jene, wie es
scheint, magisch produzierten, einer sorgfältigen Prüfung unterwerfen
. Doch das ist ein Geschäft, dem sich unsere nach dieser
Seite hin so spröde und schamhafte Wissenschaft sobald noch
nicht unterziehen dürfte.
Ob die eigentümliche Schöpferkraft der Psyche noch weiter
zu gehen vermag? Ob sie selbst einer niedrigen Art von Tieren
das Dasein zu geben imstande ist? — Der Priester Georg, Zögling
des Archimandriten Theodor, erzählt, wie es im Hause eines
Tribunen zugegangen. Wenn sich das Gesinde zum Mittag- oder
Abendessen hingesetzt, wurden Steine auf den Tisch geworfen;
den Mägden wurde das Garn auf dem Stuhle zerrissen und die
Räume mit einer solchen Menge von Schlangen und Mäusen erfüllt
, daß niemand mehr zu bleiben wagte. Es fragt sich aber, ob
man hier wirkliche Tiere, oder magisch vorgespiegelte Tiergestalten
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