Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 224
(PDF, 148 MB)
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224 Psychische Studien. XLIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1916. >

bildungskraft": auf die Aussage seines naiv-realistischen Instinktes,
der seine Wahrnehmungsbilder ohne weiteres für wirkliche, von
ihm selbst unabhängige Außendinge ansieht. Und wenn dieser
Instinkt recht hätte, dann wäre es freilich richtig, daß wir uns in
der Wahrnehmung der wirklichen Dinge unmittelbar bemächtigen
(155). Denn daß uns unsere Wahrnehmungsobjekte unmittelbar
gegeben sind, das ist gewiß nicht zu bestreiten. Aber ein
„kritischer Philosoph", der die ganze bisherige Erkenntnislehre
über den Haufen werfen will, der sollte sich doch wenigstens einmal
die Frage vorlegen, wie jene Aussage unseres Instinktes mit
den Lehren der Physik und der Sinnesphysiologie zu vereinen ist.
Und wenn P e t z o 1 d das nicht gänzlich versäumt hätte, dann
wäre es ihm wohl auch klar geworden, daß ein Fixstern, von dem
das Licht viele Jahre braucht, um unser Auge zu erreichen und
in uns die bewußte Empfindung eines grünen Lichtpunktes zu verschaffen
, unmöglich ein Gegenstand unserer „unmittelbaren
Wahrnehmung 4 sein kann.

Hier geht jeder naive Realismus unfehlbar in die
Brüche. Und ebenso jeder erkenntnistheoretische Idealismus. Und
jeder immanente Positivismus auch: oder wie man die
Lehren von Mach und Avenarius sonst bezeichnen mag.
Denn sie alle muten uns — offen oder versteckt — doch einen
heillosen Widersinn zu: sie muten uns zu, das letzte Ergebnis des
Wahrnehmungsvorganges (die sinnliche Empfindung des Bewußtseins
) zugleich als die äußere Reizquelle oder Ursache der Wahrnehmung
anzusehen. Nur der transzendentale Realismus
entgeht diesem Widerspruch, indem er das Wahrnehmungsbild
eines Sternes von dem wirkheben Stern unterscheidet und
beide als immanente (innerseelische) oder subjektiv-ideale Erscheinung
des Bewußtseins und transzendentes (außerbewußtes)
oder objektiv-reales Ding an sich einander gegenüberstellt. Und
darum ist nur der transzendentale oder kritische Realismus imstande
, die Lehren der Physik (Optik, Akustik u. a.) und der
Sinnesphysiologie ohne Widerspruch in sich aufzunehmen. —

Nun wird P e t z o 1 d vielleicht einwenden, daß jede Frage
nach der Welt an sich oder jede vermeintliche Aussage über ihre
Beschaffenheit selbst schon eine contradictio in adjecto sei: wie
er gerade in seinem Buche dargetan habe (198 f.). Ja, er wird
schon den bloßen Begriff eines „Dinges an sith" als einen „Un-
begriff* bezeichnen, der aus der verkehrten Vorstellung einer unveränderlichen
Substanz entsprungen sei und mit ihr notwendig
hinfällig werde: (30v 172, 180). Aber wenn dieser Kampf gegen
den Begriff eines „Dinges an sich** berechtigt wäre, dann würde
er auch Petzolds eigene Stellung untergraben. Denn „Dinge, die
auch nach unserer Wahrnehmung weiter existieren und überhaupt
in ihrer Existenz von uns unabhängig sind" (191), sind eben


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