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Vogt-Vilseek: Theorie der ethischen und psychischen Astrognosie. 227
Theorie der ethischen und psychischen
Astrognosie.
Ein Hinweis von Hanna Vogt-Vilseck.1)
Die exakte Wissenschaft leugnet und verwirft so vieles, was
sie im Augenblicke, in der Gegenwart nicht gesetzmäßig beweisen
kann. Sie kennt nur die Gültigkeit der erforschten Gesetze, aber
wissen wir denn, nach welch unerforschten Gesetzen unser Leben,
unser Schicksal dirigiert, unsere psychische und physische Organisation
aufgebaut, unser Geist entwickelt wird? Alles Unbegreifliche
im Leben wird auf diese unerforschten Gesetze zurück zu
führen sein und kann vorläufig nur durch innere Erfahrung begriffen
werden. Ich sage: „vorläufig". — denn auch hier wird
der Gang der Dinge ein Gesetz entschleiern, daß alle „Unbegreiflichkeit
" des Lebens zu erhabener Notwendigkeit vor unserem
suchenden Auge verwandelt ist. —
Eine dieser Unbegreiflichkeiten ist der Mensch nicht als Einzel-
individuuro, sondern als Ausdrucksmittel für alles, was an Gefühl,
Leidenschaften, Tugenden usw. die ganze Gattung beherrscht.
Wir sehen — die höchste Spezies neben die niederste gestellt —
mit recht gemischten Gefühlen auf diese beiden grundverschiedenen
Ab- und Ebenbilder Gottes, um so mehr, als die äußerliche Form
zuweilen mit der innern in einem merkwürdigen Widerspruche
steht. Es kaiin, wie jeder aus Erfahrung weiß, der äußere
Mensch ein Bild von Schönheit und Harmonie in der Erscheinung
sein (wenigstens für den oberflächlichen Beschauer), und dennoch
im Innern ein Abgrund von schlechten Eigenschaften sich aultun.
Daneben steht der körperlich Mißgestaltete und sein Inneres breitet
sich vor dem Tiefschauenden wie ein Garten herrlichster Blüten
und Blumen aus. — Die häufigste Erscheinung, der Durch-
*) Die sehr geehrte Verfasserin schreibt (dat. Gauting 21. III. 16)
„Ich t>in überzeugt, daß der Inhalt des eingesandten Aufsatzes
wertvolle Fingerzeige für unsere deutsche Wissenschaft bringt,
aber auch, daß wir Widersacher und Spötter deswegen bekommen
werden, nie Idee wird deshalb über kurz oder lang doch ihren
Weg gehen, die Zukunft ist lang, die Möglichkeit der Entwicklung
ist unbegreuzt und was zum Heile der Menschheit notwendig ist,
kommt immer zur rechten Zeit auf den Plan. Wenn es schon heute
für mich feststeht, daß die Psyche des Menschen, wie der ganzen
Menschheit nicht auf eine ungefähre Entwickeiung zurückzuführen
ist, sondern daß dabei Strahlungen und Strahlenwirkungen von ganz
hervorragender Bedeutung tätig, ja direkt kausal sind, — so kann
ich angesichts der Bedeutung, die diese Erkenntnis für die Heilwissenschaft
(nicht zum wenigsten für die psychische) hat und haben
wird, nicht verlangen, daß man meine Theorie mit offenen Armen
aufnehmen wird. Man weiß, das Wirkliche, das Wertvolle bricht
sich nur langsam Bahn/ — Wir bemerken noch, daß Herr Otto
Pol Ine r München, Müllerstraße 25, III) bereit ist, zum Beweise
obiger Theorie ev. Horoskope aufzustellen und auszuarbeiten. —
Red.
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