Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 237
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Landgraf: Ueber Hanna Vogt-Vilseck

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ihrer Sprachgebilde: „Liebe ist ein göttlich Weben, Liebe ist ein
Gottgeschenk, Liebe sollst du fromm erleben, daran, liebes
Mädchen, denk!" — schließt das angezogene Gedicht, und die
ästhetische Barbarei wäre gegenüber diesem duftigen Sprachhauch
, in dem sich die Eindringlichkeit der Rede mit einer unendlichen
Zartheit paart, durchaus auf der Seite einer absprechenden
Kritik selbst. Diese lehrhafte Seite ihrer Poesie wollte ich aus
guten Gründen zuerst berühren. Glücklicherweise schöpft sich der
seelische Reichtum der Dichterin nicht in der Gebärde einer
Lehrerin aus, die es manchmal liebt, mit Vorstellungen einer erst
möglichen Religion der Wiedergeburt zu operieren, was ihr gestattet
sei, da es nicht beim bloßen leichtfertigen Spiel bleibt und
ihr viel mehr als saft- und kraftlose Anziehungen aus der geltenden
christlichen Religion gestattet sei, da das, was sie sagt und wie
sie es sagt und vorbringt, sich sofort innig mit der Vernunft verbindet
, also die Neuheit keine Kluft aufreißt. Über den Wert, den
absoluten oder relativen der aufblitzenden neuen Doktrinen soll
hier bei einer Besprechung der Gedichte als ästhetische Produkte
weder gesprochen, noch gestritten werden, vielleicht später einmal,
wenn mehr dergleichen vorliegt. Bloß dem Gedichte: „Gebeugtes
Recht", das dieser Gattung angehört, soll die Anerkennung gewidmet
werden, daß es ein geschlossenes Ganzes ist, das sich nach
organischen Gesetzen steigert und den Schluß, der mit prophetischem
Ernst markig auf eine gedachte Folge des gebeugten
Rechtes hinweist, nicht bloß als mechanische Zutat mit sich
führt.

Glücklicherweise — sagten wir vorhin — schöpft sich der
seelische Reichtum der Dichterin nicht in der Gebärde einer
Lehrerin aus. Wie das langweilige eintönige Licht des Tages beim
Durchgang durch ein Prisma in sprühenden Farben davonflattert,
so werfen die Tageseindrücke beim Durchgang dieses phantasiestarken
Geistes leuchtende Bilder in unsere Vorstellungswelt ab.
Das Gedicht „Der alte Jude" ist sogar eine Perle der Formung, ein
fehlerlos gelungener Guß mit Silbermetall. Es geht in seiner
Empfindungsstrenge und natürlichen Klangfülle weit über die, z. B.
an der Volksschule und am Gymnasium gepflegte Lyrik Pfeffels
und anderer hinaus und gehört ohne weiteres zur deutschen
Literatur.

Empfindungsstrenge und natürliche Klangfülle, diese Eigenschaften
eines guten Gedichtes kommen der Dichterin gerade bei
der Gestaltung von Stoffen zu statten, die wie z. B. der Frühling
oder der Tod zur optimistischen oder pessimistischen Sentimentalität
verleiten und gerne das den Produktionsakt begleitende Bewußtsein
so manches Glänzende, was nicht Gold ist, suchen und
finden lassen. Ihr „Requiem" an den verstorbenen Vater beginnt
sie mit einem kontemplativen Anruf: „Nun bist du tot, ein stiller


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