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Briefkasten
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Dr. Hellwig so gering bewertete Okkultismus Aufschluß geben.
Dem tiefer eingeweihten Okkultisten ist dieser Zusammenhang völlig
klar. Würde dieser es aber wagen, Dr. Hellwig über diesen Zusammenhang
aufklären zu wollen, so würde er freilich schlecht ankommen
. Dies wäre eine vergebliche Liebesmühe. Dhd.
Juliusburger, Dr. Ottc, Elektrophor und Käferbein, Berlin-Steglitz. —
Die kleine Auseinandersetzung Juliusburgers legt in anschaulicher
Weise dar, wie alles, was wir äußerlich als Bewegung erleben,
innerlich als Bewußtseinsvorgang uns deutlich wird. Freilich lediglich
mittelst Analogie. Aber, daß wir damit in der Erkenntnis vorwärts
kommen, ist ihm, nach dem Vorbilde Fechners, ein Beweis
der Identität des inneren Kerns der Lebensgestaltungen. Wie in
uns das Zellenleben einem umfassenden Bewußtsein eingeordnet ist,
so ist alles Dasein in einem überindividuellen Zusammenhang eingeschlossen
. Das Erleben dieses Zusammenhanges im Gefühl ist
ihm Monismus. Juliusburger nähert sich mit dieser Einsicht der
Erkenntnis der Mystiker. Der wahrhaftige Forscher mag gehen,
welchen Weg er will, er wird stets zum gleichen Ziele gelangen.
Was der Mystiker Gott nennt, nennt der moderne Wissenschaftler
Energie, beide aber meinen das eine Unerschöpfliche, das wir nur
im Wirken kennen und dem wir nur wirkend zu eigen sind: Geist.
Hans Freimark,
(z. Z. Sanitätsgruppenführer, Nervenheilstätte,
Berlin-Lankwitz.)
Briefkasten.
Herrn Oberlehrer Dr. Z. in H. 'z. Z. Gefreiter im Osten). Gemäß
unserm Grundsatz, alle Richtungen auf dem viel umstrittenen Gebiet
des Okkultismus zum Wort kommen zu lassen, bringen wir den
Widerspruch, den Sie als wissenschaftlich geschulter Theologe (ehemaliger
Zögling des Tübinger Stifts") gegen die nach Ihrer Ansiebt
allzu günstige Beurteilung von Dr. Rud. Steiner im Aprilheft (S. 193)
erheben zu müssen glauben, an dieser Stelle zum Abdruck. Sie
schreiben u. a.: „Ich verwerfe Steiner als Hellseher and durch seine
ganze Persönlichkeit einen bedeutenden (fast hypnotisierenden) Eindruck
erzielenden Redner keineswegs und hoffe, noch manches von
ihm zu lernen; die eine oder andere seiner Schriften war mir höchst
interessant und ich lehne seine Denkweise keineswegs a limine ab. Aber
überall, wo er als Ausleger der Bibel, ich glaube auch überall, wo
er als Kritiker bezw. Ausleger Kants oder Göthes auftritt, ist er
m. E. ein blinder Blindenleiter im allerachlimmsten Sinne dieses
Wortes. In den vor seinen Anhängern gehaltenen Vorträgen findet
sich vielfach ein an Swedenborg'sehe Narrheit grenzender Gallimathias,
wie namentlich der schon früher in den „Psych. Stud/ (von Dr.
Bormann) mit vollem Recht gerügte Blödsinn mit den zwei Jesus-
kaaben, dazu hirnverrückte Erklärungen des Johannisevangeiiums
oder auch des Vaterunsers. Ueberall beobachtete ich da einmal ein
spielendes Sichhinweg3etzen über jede theologisch-historische exakte
Forschung und eine nach Belieben aus Weil] Schwarz machende
Willkür in der Deutung, so daß ich sagen muß, er mag ein Hellseher
stun, aber als geistiger Führer ist er äußerst gefährlich, weil
er mit der augenscheinlich suggestiv wirkenden Gewalt seiuer überzeugenden
Rede Tausenden von Halbwissenden den Kopf verdreht.
Gegenüber den zum Teil recht unerquicklichen Auseinandersetzungen
zwischen der älteren und der neueren Richtung in der theosophischen
Gesellschaft möchte ich die gute alte Tradition des Rationalismus
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