Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 255
(PDF, 148 MB)
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Ludwig: Origenes und die Präexistenz.

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durch Porphyrius, durch Pamphilus und aus seinen eigenen
Äußerungen wissen, Pythagoras, Plato, Aristoteles eifrig gelesen,
mit Philos Schriften sich vertraut gemacht und ist zu den Füßen
des Neuplatonikers Ammonius Sakkas gesessen. Sie alle aber
lehrten die Präexistenz. Sollte er da nicht auf den Gedanken gekommen
sein, daß diese Übereinstimmung so hervorragender
Geister keine bloß zufällige sei, sondern daß es sich hier getreu
der Anschauung seines Lehrers Clemens um eine Wahrheit handle,
die der Xöyoq öJteQfiarixÖQ bereits den Alten offenbart?
Diese Erkenntnis mußte aber Origenes um so gesicherter erscheinen
, als allem Anschein nach auch sein so verehrter christlicher
Lehrer Clemens die Präexistenzlehre wenigstens als zulässig
ansah. Hatte doch auch Clemens, als er eine christliche Glaubenswissenschaft
begründen wollte, aus denselben griechischen Quellen
geschöpft! In seinen Stromata freilich findet sie sich nicht trotz
Schuberts Behauptung.2**) Ich konnte sie weder im 1. noch im
3. Buch entdecken, wo er angeblich davon handeln solle; im
Gegenteil widerspricht er hier der Meinung Philos,2«) der den
Körper als Kerker der Seele, als böse und schlecht auffaßte. Er
sieht den Ursprung des Übels im freien Willen des ersten Menschen,
seinem Ungehorsam und seiner ungeordneten Selbstliebe, durch
die er das™ Gott ihm gegebene8 Verbot übertrat, über die
Schöpfung selbst bemerkt er nur „ipvxqv tijv Xoyixr)v avood-ev
WTivsvtifrfivaivjidTOvd'tovslqxQÖCwJtov" (Strom. 5, fol. 3 ed.
Par.). Allein Clemens scheint bezüglich der Präexistenzfrage
schwankend gewesen zu sein; denn wir haben das Zeugnis des
Photios, jenes ausgezeichneten Kenners und Kritikers der altchristlichen
Literatur, dessen Angaben sich überall da, wo man
sie noch nachprüfen konnte, als zuverlässig erwiesen haben und
der seinen Tadel gegen Clemens ausspricht,27) daß er in seinen
Hypothesen die Präexistenzlehre vortrug „eu dh (iBTSfi^vx^scoq
xal jtoXXovq jzoö *Adä[i xoöfiovq regatevstai'. Möglicherweise
hat also Clemens auch in diesem Punkte gleich seinem
Schüler Origenes dem Grundsatz gehuldigt: für die breiteren
Massen unter den Christen genügt der Verbalsinn gewisser
biblischer Erzählungen, der philosophische Denker schöpft dagegen
tiefer dringend den geheimen hinter den Worten verborgen
liegenden Sinn und so mag ihm auch in den Stromata das
avood-zv biujiV8Vöd"rjvat<t die Präexistenz nicht ausgeschlossen
haben.

s*) Geschichte der Seele (Tübingen 1833) 8. 655.

26) Vergl. Daskalakis „Die eklektischen Anschauungen desClemens
und seine Abhängigkeit von der griechischen Philosophie*, Leipzig
1908. Leider ist weder er noch Verkuyl „Die Psychologie des Clemens
von Al.% Leipzig 1906, in eine Untersuchung über die Präexistenzfrage
eingetreten.

2") Bibliotheka § 109.


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