Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 270
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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270 Psychische Stadien. XLIII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1916.)

Vorträgen und Schriften gerühmt, und die hohe Ethik, die sich
damit verbindet, wird schon Manchen für diese Bewegung gewonnen
haben, der an sich gern einen anderen Weg eingeschlagen
hätte. Die erste und grundlegende aller okkultistischen Anschauungen
ist auf diese Weise wieder Vielen bekannt geworden:
unser irdisches Bewußtsein, das wir fälschlich Seele nennen, ist
nur eine Abart eines höheren, dahinterstehenden, und man braucht
nur jenes auszuschalten (durch den sogenannten negativen Zustand
), um dieses zu erleben und dadurch in Verbindung mit einer
höheren Welt zu treten. So nimmt der Mensch gewissermaßen das
vorweg, was einst allen Menschen zuteil werden wird, wenn die
Zeit dazu gekommen ist: — die modernen Theosophen haben
sich immer als Vorläufer dieser Zeit gefühlt, und man begegnet
daher in ihren Schriften Anschauungen, die uns schon in den
Büchern des Alten und des Neuen Testamentes entgegentreten.

Allerdings bietet die Theosophie in der Gegenwart ein so
zerfahrenes und verworrenes Biid, daß man durchaus daran
zweifeln kann, ob sie die hohe Aufgabe erfüllen wird, die sie sich
gesteckt hat. Sie predigt von einer Durchforschung der religiösen
Urkunden des Menschengeschlechtes, um das Gemeinsame darin zu
suchen und auf diese Weise verborgene Schätze unserer Kultur
dienstbar zu machen, — aber gerade ihre Hauptvertreterin,
Helene Blavatzki, muß sich von einem ihrer neueren
Kritiker (Speyer, Die indische Theosophie) sagen lassen, daß
sie fremdländische Zitate unkritisch benutzt und indische Ausdrücke
falsch übersetzt hat. Sie verweist beständig auf die sogenannte
Geheimlehre, die aus Aufzeichnungen von Menschen ent-
standen sein soll, welche in jenen höheren Zustand eingegangen
sind; aber der englische Major Waddel, der den Lama von Lhassa
1904 bei der englischen Expedition über die Geheimlehre fragte,
erhielt nach Speyer von diesem die Antwort, daß er weder von
dieser noch von dem Bestehen der Geheimbrüderschaft etwas wisse,
in deren Kreisen jene Metaphysik entstanden sein soll.2) Die
Theosophie wirft ferner dem Spiritismus beständig vor, daß er sich

*2j Einen starken Stoß hat der Glaube an die Unfehlbarkeit
der indischen Theosophie besonders durch den Bericht erfahren,
den Dr. Hodgson nach einer sehr strengen und unparteiischen
Untersuchung über das Treiben der indischen Theosophie veröffentlicht
hat, nachdem er im Auftrage der Londoner Gesellschaft für
psychologische Forschung nach Indien gesandt worden war (Procee-
dings B. III. „Hodgson Keport of Phenomena connected with Theo-
sophy" p. 201—400). Zur Einführung in den Gedankenkreis der
abendländischen Thßosophie, die in neuerer Zeit immer mehr von
der indischen abgerückt ist, eignen sich am besten die Schriften
Dr. R. Steiners, von denen besonders das 1914 erschienene Buch
„Theosophie" sowie die .GeheimWissenschaft im Umrißu (4. Auflage
J914) und ^Das Christentum als mystische Tatsache* von 1902 zu
nennen sind


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