Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 272
(PDF, 148 MB)
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272 Psychische Studien. XL1II. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1916.)

als die vom Materialismus bestätigte ewige Wiederholung
eines und desselben, ungezählte Jahrmillionen währenden Weltprozesses
. Der Materialismus kennt nur eine sich mit absoluter
Notwendigkeit vollziehende Bewegung von Atomen, die anfänglich
einen Urnebel bilden, aus dem allmählich Sonnen und Planeten
mit all ihren mannigfaltigen Erscheinungen entstehen, um dann
schließlich wieder zum Urnebel zurückzukehren, worauf der ganze
Prozeß von neuem beginnt und sich stets in genau der gleichen
Weise abspielt. So wiederholt sich denn auch das einzelne
Menschenleben in allen seinen Phasen und bis ins allerkleinste
gehenden Verrichtungen unendliche Male. Wer sich dies genügend
ausmalt, wird wohl gerne zugeben, daß dieser ungeheuerliche
Gedanke — wie bald nach Nietzsches Verkündigung der
Lehre von der ewigen Wiederkunft treffend gesagt wurde — entweder
von einem Verrückten stammt oder aber verrückt machen
kann.

Diese Art der menschlichen Wiederkunft darf nun beileibe
nicht mit der Lehre von der Wiederverkörperung identifiziert
werden. Denn dort handelt es sich um ein erbt nach ungezählten
Jahrmillionen wiederkehrende, Bewußtsein von verschwindender
Zeitdauer, hier aber um ein kontinuierliches Geistesleben, das nur
während der jeweiligen Verkörperung eine Einschränkung erfährt,
die von Goethe als „körperliche Verdüsterung der Enteiechie** bezeichnet
worden ist. Dabei liegt zwischen den einzelnen Verkörperungen
ein verhältnismäßig kurzer, übrigens sehr \er-
schiedener Zeitraum, der höchstens nach Jahrhunderten zu bemessen
ist.

Während es sich also bei der Lehre von der Wiederverkörperung
um Unsterblichkeit im Sinne einer Fortdauer nach
dem Tode handelt, hat der Wahngedanke Nietzsches damit so
wenig zu tun, daß sein Urheber über die Unsterblichkeit nicht
genug spotten kann. So heißt es z. B. im 211.: „An die Träumer
der Unsterblichkeit*4 überschriebenen Aphorismus der „Morgenröte
'*: „Diesem schönen Bewußtsein eurer selbst wünscht ihr also
ewige Dauer? Ist das nicht schamlos? Denkt ihr denn nicht
an alle anderen Dinge, die euch dann in alle Ewigkeit
zu ertragen hätten, wie sie euch bisher ertragen haben,
mit einer mehr als christlichen Geduld? Oder meint ihr,
ihnen ein ewiges Wohlgefühl an euch geben* zu können? . . .
Ihr Erdenbewobner mit euren Begriffelchen von ein paar Tausend
Zeitminütchen wollt dem ewigen allgemeinen Dasein ewig lästig
fallen! Gibt es etwas Zudringlicheres!" Mit derartigen Auslassungen
teilt der freilich nicht immer also denkende und sich so
oft widerspreche ade Nietzsche auch die Meinung Haeckels, daß
der geringste Bazillus dem Menschen an Bedeutungslosigkeit nicht
nachstehe.


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