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Schnehen: Zur Kritik des Positivismus
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Welt, das Leben für Bedürfnisse sich immer gleich bleiben, was
ein Trost für Seelenwanderer sei.
Gegen den Schluß von „Wilhelm Meisters Wanderjahren"
heißt es mit Bezug auf Makarie: „Wir hoffen, daß eine solche
Enlelechie sich nicht ganz aus unserem Sonnensystem entferne,
sondern, wenn sie an die Grenzen desselben gelangt ist, sich wieder
zurücksehnen werde, um zugunsten unserer Urenkel in das irdische
Leben und Wohltun wieder einzutreten.
Ferner ist der Gedanke an die Wiederverkörperung wohl
auch in den an Eckermann (März 1828) gerichteten Worten zu
erkennen: „Jeder außerordentliche Mensch hat eine Sendung, die
er zu vollführen berufen ist. Hat er sie vollbracht, so ist er auf
Erden in dieser Gestalt nicht weiter vonnöten, und die Vorsehung
verwendet ihn wieder zu etwas anderem!"
Im Gedicht „Wohl zu merken" ist die Rede von einem
„Folgeleben".
Endlich kann noch die Strophe herangezogen werden:
„Und so kommt wieder zur Erde herab,
Dem die Erde den Ursprung gab.
Gleicherweise sind wir auch gezüchtigt.
Einmai gefestet, einmal verflüchtigt.
Außer diesen an Bestimmtheit nichts zu wünschen lassenden
Belegen gibt es noch verschiedene dunkle Worte, die im Sinne der
Reinkarnationslehre gedeutet werden können, wegen dieser ihrer
Unentschiedenheit aber hier nicht weiter berücksichtigt werden
sollen.
Erwägt man, daß Emerson von Goethe mit Recht gesagt hat,
der alte ewige Genius, der diese Welt auferbaute, habe sich ihm
mehr anvertraut, als je einem Andern, — dann müßte die Art, wie
der also Gewürdigte für die Lehre von den wiederholten Erdenleben
eingetreten, die Gegner dieser Lehre eigentlich doch stutzig
machen.
Zur Kritik des Positivismus.
Von Wilhelm von Schnehen (Jena).
(Fortsetzung von Seite 226/1
So fällt auch dieser Vorwurf des logischen Widerspruches in
Nichts zusammen. Und P e t z o 1 d , der ihn übrigens nur dem
transzendentalen Idealismus entlehnt und etwas neu aufgeputzt
hat,4) würde ihm auch wohl kaum soviel Gewicht beigemessen
haben, wenn er nicht in die Frage nach der Welt an sich mit Unrecht
ein Verlangen „nach der absoluten Wahrheit*' (199) hinein-
4) Vergl. die Widerlegung seiner idealistischen Fassung bei
Ed. v.Hartmann „Das Grrundproblem der Erkennt*
nistheorie", 3. Aufl. 8. 45 f£.
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