Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 276
(PDF, 148 MB)
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276 Psychische Studien. [XLUI. Jahrgang. 6. Heft (Juni 1916).

gedeutet hätte. Er verwechselt eben selbst, wie die meisten
anderen Positivisten (Mach, Verworn, Kleinpeter u. a.) auch,
den erkenntnistheorethischen Begriff des „Dinges
an sich**, der nur ein von unserer Wahrnehmung unabhängiges
Ding bezeichnet, von vornherein mit dem metaphysischen
Begriff eines absoluten oder gar eines unveränderlichen Seins
(82, 172) und erblickt deswegen auch in dem kantischen
„Ding an sich'* „nur eine Variation der körperlichen Substanz
** (172) oder gar „die eigentliche Substanz im alten
Sinne** schlechthin (172, vgl. 186). Und doch haben diese beiden
Begriffe gar nichts miteinander zu tun. Sie fließen wohl bei den
alten griechischen Denkern noch zusammen, unklar ineinander,
weil hier die Probleme der Erkenntnislehre noch nicht von denen
der Metaphysik gesondert waren.r>) Heute aber sollte man sie
wirklich nicht mehr so durcheinander wirren, wie es Petzold
des Öfteren tut. Denn wenn ich von einem Dinge sage, daß es
unabhängig von mir und meiner Wahrnehmung existiert, so
schreibe ich ihm damit noch keineswegs ein absolutes, schlechthin
und nach jeder Hinsicht unabhängiges oder gar unveränderliches
Sein zu: sondern ich sage nur, daß es meine flüchtige Wahr-
nehmung überdauert und durch sie auch in seiner Beschaffenheit
nicht verändert wird. Und ich schreibe mir von dieser seiner
wahren, wirklichen Beschaffenheit auch keineswegs eine absolute,
unbedingt gewisse Erkenntnis zu; sondern ich begnüge mich damit,
sie mit mehr oder minder großer Wahrscheinlichkeit zu bestimmen
und mit ihrer Hilfe eine „widerspruchsfreie Auffassung** der Welt
(182) zu gewinnen, wie sie uns der Positivismus mit seiner Anleihe
bei der „Bildungskraft** des gemeinen Mannes eben nicht
bietet.

Aber Petzold hat noch einen letzten Einwand gegen den
tianszendentalen Realismus in Bereitschaft. Und dieser letzte
Einwand ist wohl für ihn selbst der entscheidende. „Wir können**,
so schreibt er : „die Dinge immer nur so denken, wie wir sie vorfinden
; nie so, wie sie niemand vorfindet.** „Daraus geht hervor,
daß, wenn ich die Dinge unabhängig von meiner Wahrnehmung
denken soll, ich sie grundsätzlich mit allen den Qualitäten denken
muß, die ich während der Wahrnehmung an ihnen finde, aus
denen ich sie bestehend finde** (186)% „Die Welt vorstellen
oder sie denken, bedeutet eben sie mit Qualitäten vorstellen oder
denken, während die Frage nach der Welt an sich ausdrücklich
von allen sinnlichen Qualitäten absieht** (198). „Ein Erkennen
der Welt, wie sie-ohne uns ist, wie sie niemand vorfinden kann,
wäre ein Sehen ohne Augen oder ein Hören ohne Ohren** (199).

Hier haben wir den eigentlichen Grund für P e t z o 1 d s

'>) Vergl. Arthur Drews: rDer Monismus im Altertum".


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