Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 277
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Schnellen: Zur Kritik des Positivismus.

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Widerstand gegen jeden Versuch einer Erkenntnis der Welt an
sich. Und dieser Grund ist kein anderer als seine Vorliebe für die
sinnliche Anschauung oder sein Glaube an die Unmöglichkeit einer
nichtsinnlichen Erkenntnis (69 f.). Er meint: wir können uns
nichts denken, was wir uns nicht sinnlich vorstellen können.
Aber das ist doch nur ein Vorurteil des allerbeschränktesten
Empirismus. Denn in Wahrheit beginnt ja alle wirkliche Erkenntnis
gerade erst mit der Erhebung des Denkens von der sinnlichen
Anschauung zum Begriff. Und wenn ein Teil unserer Begriffe
auch aus der sinnlichen Anschauung gewonnen ist, so ist
das bei vielen anderen doch nicht der Fall. Ja, gerade die
wichtigsten von ihnen, wie z. B. die der Einheit, des Zusammenhanges
, der Gesetzmäßigkeit u. a., haben ihren Ursprung ganz entschieden
nicht in der sinnlichen Erfahrung, und sie bezeichnen
auch nichts, wa, sinnlich angeschaut oder vorgestellt werden kann.
Ja, sogar die Lehrsätze der Geometrie lassen sich, wie P e t z o 1 d
selbst bemerkt, rein begrifflich entwickeln und darstellen: ohne
Rücksicht auf die Raumanschauung unseres Gesichts- oder Tastsinnes
(195).

Die Beschränkung unserer Erkenntnis auf das Sinnlich-
Vor st ellbare ist also ganz verkehrt. Und schließlich kommt ja
auch P e t z o 1 d mit Mach zu der Überzeugung: es sei „denkbar,
daß unsere physikalischen Theorien von der besonderen Qualität
unserer Sinnesempfindungen unabhängig werden4' (189). Jedenfalls
aber liegt auch für ihn „das Bleibende und Allgemeine** oder
,.der Kern der begrifflichen Erfassung der Welt'* in den Relationen
. „An welchen Qualitäten diese vorgefunden werden,"
sagt er, „das ist erkenntnistheoretisch von nebensächlicher Bedeutung
** (! 197). „Das erkenntnistheoretisch Wertvolle sind die
Beziehungen zwischen relativ gleichgültigen Qualitäten. In diesen
Beziehungen erfassen wir die von unserer besonderen biologischen
Organisation unabhängige Welt unmittelbar" (! ? 197). Die sinnliche
Anschauung tritt also auch für P e t z o 1 d schließlich an
Werl und Bedeutung ganz hinter der rein begrifflichen Erkenntnis
der vorhandenen Gesetzmäßigkeiten zurück (197). Er wagt nur
noch nicht sich ihrer völlig zu entledigen. Denn er meint; es sei
„undenkbar, die Relationen ohne irgend welche Qualitäten vorzustellen
" (197 f.). Und darum „bedeutet die Welt vorstellen und
denken" für ihn „eben: sie mit sinnlichen Qualitäten vorstellen
und denken'* (198). Aber das ist doch nur eine Halbheit, die
notwendig auf einen Widerspruch hinausläuft. Denn wenn wir
uns die gesetzmäßigen Beziehungen der von uns und unseren
Sinnen unabhängigen Welt an sich mit den nur für uns und
unsere Sinne vorhandenen Qualitäten der Farbe, des Tones, der
Härte usw. verbunden vorstellen, dann verdinglichen wir eben
damit auch diese sinnlichen Qualitäten zu selbständigen Trägern


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