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294 Psychische Studien. XLIII. Jahrgang. 6. Heft (Juni 1916).
folge Vesme's Geschichte des Spiritismus in ihrem Original-
texte, gehe aber überall zu den Quellen werken zurück, die ich
heranziehe, sowie sie Vesme ungenau zitiert oder m. E. das betreffende
Problem nicht klar genug herausstellt. Daß ich auf den
Originaltext des alten und später auch des neuen Testaments
zurückgreife, ist selbstverständlich, obschon ich vorzugsweise nach
Luther zitiere, weil seine Verdeutschung, trotz aller neueren Ueber-
setzer, die sprachlich gewaltigste ist. Hinsichtlich der Bibelkritik
ziehe ich fast alle Werke zu Bäte, die im neuesten Literarischen
Ratgeber des Dürerbundes und „religösen und theologischen Schrifttum
der Protestanten41 als wertvoll empfohlen werden, selbstverständlich
auch die dort besprochenen Bibel-Ausgaben von Kautzsch und
Weizsäcker, sowie die des neuen Testaments von Weiß. Im übrigen
bin ich ein besonderer Schüler Prof. Pneiderer's und Tiele's. Aber
das kommt für meine Referate kaum in Frage, da ich ja nur den
Text der Bibel zu zitieren habe, ohne alle reliogionsphilosophischen
und bibelkritischen Bemerkungen. Die philosophische Bearbeitung
des ganzen okkulten Tatsachenmaterials biete ich später in Beferaten
über die Philosophie du PrePs und Heilenbach^. Das erscheint mir
wichtiger als aller religionsphilosophische Streit, der für mich durch
die Kulturgeschichte erledigt ist.44 — Da von beiden Seiten auf
Einzelheiten nicht näher eingegangen wurde, so dürfen wir wohl
den Fall hiermit als erledigt betrachten. — Ich kann jedoch nicht
umhin, beizufügen, daß ich selbst auf dem von mir beherrschten
Gebiet des klassischen Altertums, bezw. der griechich-römischen Geschichte
und Mythologie, mit welchem sich der sehr geschätzte Herr
Verf. im folgenden Hefte befaßt, die gleiche, offenbar durch dieselbe
unlautere Quelle verursachte ungenaue, bezw unwissenschaftliche
Behandlung des Gegenstandes, wie sie schon in der Mißhandlung
der Eigennamen für jeden Sachkundigen auf den ersten Blick
deutlich hervortritt, feststellen mußte. — Maier.
Herrn Adolf Reiners (em. Pfarrer in Luxemburg). Zu einer Fortsetzung
der Auseinandersetzung über den Teuf eisglauben Luthers
ist leider in den „Psych. Studien14 kein Raum, da der Herr Verleger
infolge der Kriegsschäden nur noch je drei Bogen geben kann, so
daß nur das unentbehrlichste untergebracht werden kann Daß das
Urteil GHaars' auf eigenen Worten des Reformators fußt, ist
uns und wohl auch den meisten Lesern bekannt, es handelt sich
nur um die auf seinen Charakter und sein Reformationsweik daraus
gezogenen Schlüsse. Um aber auch Ihrem Widerspruch gerecht zu
werden, stehen wir nicht an, denselben hier wörtlich abzudrucken.
Sie schreiben (dat. 6. V. 16): „Hochgeehrter Herr! Die Bemerkung
S. 246 der „Psych. Stud." würde die schlagendste Entgegnung finden
durch Abdruck der authentischen Worte von Luther, die Grisar
aus dessen von Reformatoren gedruckten Werken zusammengetragen
hat. Sein Buch ist von den gewiegtesten Protestanten als kritisch-
wissenschattlich und unparteilich gelobt worden. Ich habe ein umfangreiches
Kapitel verfaßt, auch Erzählungen von anderen Reformatoren
seiner Zeit. Gerade die Leser der „Psych. Studien* würden
zur Belehrung, die psychischen Forscher mit höchstem Interesse
die zahlreichen Fälle von Haus- und Koboldspuk, von Obsessionen
usw. des großen Reformators lesen. Gehässig werden nur von Freidenkern
und Ungläubigen Luthers Spukerlebnisse ausgeschlachtet,
keineswegs von Katholiken, die ja heute noch denselben Teufelsglauben
mit Luther haben. — Soll ich meine Abhandlung Ihnen
zur Verwertung zusenden? Hochachtungsvollst Ad. Reiners/
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