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Jahn: Nachträgliches zu meinem Aufsatz über Telepathie. 306
ander, dann kommen hier und da Schwankungen. Endlich wird
mit ein und derselben Person in der dritten Sitzung u. a. folgendes
gute Resultat erzielt: Die ersten 3 Versuche falsch, die nächsten
10 richtig, 1 wieder falsch, dann wieder 5 richtig, hinterher
1 falsch, die nächsten 8 richtig, zum Schluß noch 1 falsch. Also
von 29 Versuchen 23 richtig!
Die Übungen — denn als solche müssen die Versuche vorläufig
bezeichnet werden — haben bewiesen, daß es nicht gut ist,
die Personen oft zu wechseln, weil bei jeder neuen Person Zeit zum
Einarbeiten geopfert werden muß, es muß erst „abgestimmt"
werden. Bei diesen fortgesetzten Experimenten ist mir nunmehr
zum Bewußtsein gekommen, unter welchen Bedingungen die Versuche
am besten gelingen, wie sich Empfänger und Absender des
näheren zu verhalten haben — wessen Aufgabe eigentlich größer
ist — und daß ferner auch hier das Wahrwort gilt: „Übung
macht den Meister".
Ich sagte oben, es müßte erst abgestimmt werden, das ist
sehr wichtig, denn ohne Abstimmen kein Erfolg. Erleichtert wird
das Abstimmen bei Personen, die uns sympathLh, die ferner mit
Interesse bei der Sache sind. Trifft dies nicht in gewünschtem
Maße zu, so ist das Arbeiten anstrengend, fast eine Qual. Nachahmer
der Experimente seien bei dieser Gelegenheit übrigens vor
einem Forcieren gewarnt, solche Versuche sollten nur hier und da
mit großen Unterbrechungen — tage- oder wochenlanger Pause —
ausgeführt werden.
Ich kann nun sagen, di% Aufgabe, vielmehr das Verhalten der
Versuchsperson dünkt mich weit schwieriger zu sein, als die Aufgabe
des Übermittlers; beim Vertauschen der Rollen, nämlich als
Empfänger, habe ich es persönlich erfahren; sein Verhalten ist
ausschlaggebend. Wohl hat der Auftragsteller die Gedanken staik
zu konzentrieren, er darf die Gedanken nicht schweifen lassen,
jedoch des Mediums Gehirn muß „leer" sein! Das ist nicht so
einfach, hier hilft, falls keine Veranlagung da ist, nur Übung, gepaart
mit gutem Willen. Das Medium muß sich also passiv im
wahrsten Sinne des Wortes verhalten, dann stellt sein Gehirn
— sagen wir meinetwegen — eine Klaviatur dar, die leicht anspricht
.
Es gelingen deshalb auch bei Tieren, besonders bei Pferden
telepathische Versuche entsprechender Art so gut, weil diese keinen
Willen, hervorgerufen von irgend einer Schwäche, z. B. Eitelkeit,
dagegen stellen, da sie eben unbefangen (naiv) sind. Man beeinflusse
mal telepathisch eine Dame mit hübschem Profil, aber
keineswegs vorteilhafter Vorderansicht (en face), diese statt jene
Kopfhaltung für den Beschauer einzunehmen, und man wird sehen,
wie viel schwieriger dies ist, als bei harmlosen Geschöpfen. —
Wenn man auf dem Tisch einen Krialog in der Annahme
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