Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
43. Jahrgang.1916
Seite: 311
(PDF, 148 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Jahn: Nachträgliches zu meinem Aufsatz über Telepathie. 311

„Telepathie---Sympathie---Liebe---

Gott!!"

Der Wege nach obigem Ziel sind mancherlei, der Dichter flüchtet
sich in seine Nebelwelt, der Musiker hat die Welt der Töne, in die
er sehnsuchtsvoll einkehrt und untertäucht, andere finden ein anderes
Mittel, dem Alltag zu entfliehen, sich hochzuschwingen, sich einzufühlen
, — und alle haben den Trieb, ja den Glauben an etwas
Weiseres, Glücklicheres und Göttlicheres, als wir auf Erden
kennen, in sich — im Gebet! Jedoch alles, was wahr sein soll,
soll empfunden sein, ein gedankenloses Gebet ist unnütz, eine
Religion ohne Empfindung nur Formendienst. Man verachtet eine
Kunst, die nur Natur nachahmt, die Kunst ist minderwertig, wenn
sie bar ist jedes Empfindens, jeder Seele, und dann soll das für
die Religion nicht gelten?!

Und schließlich, was hat man gegen das Wörtchen „Beten",
was bedeutet überhaupt Beten, was ist Gebet?

Wir bekommen die schönste Auslegung und Erklärung von
Zanoni im gleichnamigen Roman von Bulwer-Lytton. Zanoni, der
Eingeweihte, findet sein Weib, das, bösen Einflüsterungen zufolge,
ihn um ihres Kindes willen verlassen, im Kerker der französischen
Revolution wieder. Jetzt von ihrem Wahne geheilt, legt sie aus
eigenem Antriebe dem vermeintlichen Zauberer das Kind in die
Arme und bittet: „Bete für unser Kind!" — Da läßt der Verfasser
seinen Zanoni folgende, einzig schönen Worte sagen:
„Beten für mein Kind! Die Gedanken sehnsüchtiger
, nach dtm Höheren strebender
Seelen sind alle Gebet!" —

Ich fand mal eine drastische, aber anschauliche Schilderung,
wo der jeden Nerv bloßlegende, alles sezierende Mensch mit einem
Floh verglichen wurde, der seinen Rüssel in das Fleisch des
Menschen senkt f um Studien über dessen Natur zu machen. —
Das gilt für viele.

Herrlich weit haben wir es, dank unserer wissenschaftlichen
Arbeiten, schon gebracht und werden es noch weiter bringen, soweit
eben der Menschengeist die Dinge erfassen kann, nur soll er auch
wissen lernen, daß „er" eigentlich nichts weiß und soll vor dem
Urgrund alles Seins, Kants „Ding an sich", das Schopenhauer
„Wille" (aber göttlicher, schöpferischer Wille), Paracelsus „Seele
der Seele", d. h. „Geist" (göttlicher Geist) nennt, schweigend und
ehrfurchtsvoll halt machen. Goethe vertritt die Ansicht: „Der
Mensch ist nicht geboren, die Probleme der Welt zu lösen, wohl
aber zu suchen, wo das Problem angeht, und sich sodann in der
Grenze des Begreiflichen halten. Die Handlungen des Universums
zu messen, reichen seine Fähigkeiten nicht hin." —

Alles ist materialisierter Geist, alles Allbeseelung, alles göttlicher
Wille, mehr oder weniger offenbar in allen Dingen, in der

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